Verlag am Park

Eine Posse

von

Mieder nennt seine Sammlung von Gedichten und Geschichten ‚eine Posse‘, obwohl es sich beim realen Untergang der ‚Estonia‘ im September 1994 um einen tragischen Unfall handelte. Er nimmt sich die Freiheit, den Untergang eines Schiffs mit dem Untergang der DDR zu kombinieren. Es ist ein gewissermaßen metaphorischer Ausflug – auch in den eigenen Übergang vom ‚irrealen Sozialismus‘ in den ‚pragmatischen Kapitalismus‘. Aber mit so großen Begriffen hantiert der Autor in seinen Texten nicht. Es sind persönliche, auch intime, Zustandsbeschreibungen. Wie es ihm zum Ende der DDR erging. Wie es der DDR erging – aus seiner Sicht. Und wie es ihm erging, als aus der DDR wieder ein Teil von Deutschland wurde. Mieder ist ein Narr. Und ein Tänzer in steinernen Umständen. Durch den Untergang der ‚Estonia‘ beunruhigt und verunsichert, ist er noch immer beunruhigt und verunsichert durch den Untergang der ‚DDR‘. Es scheint, als seien die Anführungszeichen angebracht: als Zeichen der Nähe und Distanz. Der Autor setzt Schiff und Land in ein Boot. Weil er meint, dass in Katastrophen die Welt übersichtlicher wird.