Jahrbuch Denknetz 2014: Kritik des kritischen Denkens

Kritisches Hinterfragen, unabhängiges und ergebnisoffenes Nach-
denken: Wer würde diese Prämissen nicht für sich in Anspruch nehmen? Was aber unterscheidet dann kritisches Denken von herrschaftsförmigem Denken respektive von den vorherrschenden Denkformen? Wie unterscheidet sich etwa das Denknetz vom neo-
liberalen Think Tank ›Avenir Suisse‹? Sind es ›nur‹ andere Inhalte und Werthaltungen, also etwa Freiheit durch sozioökonomische Kooperation sozial gleichberechtigter Individuen gegenüber Freiheit durch ungehindertes Handeln konkurrierender Marktsubjekte?
Sind es kenntlich gemachte Interessen? Folgt kritisches Denken der Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse unter dem Aspekt ihrer Gemachtheit und damit ihrer Veränderbarkeit, während herrschaftsförmiges Denken grundlegende Strukturen als gegeben naturalisiert? Ist durch diese gängige Gegenüberstellung ›kritisches Denken‹ hinreichend bestimmt? Was lässt sich zur Methodologie des kritischen Denkens sagen, was zu seiner Geschichte und aktuellen Verfasstheit, unter anderem in der Schweiz? Und wie wird kritisches Denken wirksam?
Abschliessende Kriterien des kritischen Denkens kann es nicht geben, wenn kritische Selbstreflexion ein permanenter Prozess sein soll. Lässt sich dieser Prozess dennoch von Prinzipien und Kriterien leiten, die sich grundlegend von den Bedingungen herrschaftsförmigen Denkens unterscheiden? Der geplante Band möchte diese Fragen ausleuchten und die Möglichkeiten ausloten, wie kritischesDenkens wirkungsmächtig werden kann.
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