Die blaue und die rote Seite des Lebens

Was Dr. Philipp Franz von Siebold von Meister Hokusai lernte

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1823 landet der Arzt Dr. Philipp Franz von Siebold aus Würzburg in Japan. Er soll nicht nur medizinische Kenntnisse bringen, sondern insgeheim ein wenig die Lage von Staat und Gesellschaft ausspionieren. Zu dieser Zeit dürfen nur Holländer auf der Insel Dejima im Hafen von Nagasaki Handel treiben, sodass er sich als Holländer ausgibt, um die Insel betreten zu können.

Die Männer dort müssen sich zu einem Leben mit wenig Abwechslung bequemen. Dazu gehören die japanischen Kurtisanen, die als einzige Frauen auf die Insel kommen dürfen. Auch Siebold hat eine „Frau auf Zeit“ in seinem Haus. Für ihn bleibt aber das wichtigste, seinen wissenschaftlichen Neigungen leben zu können.

Als Arzt begleitet er die Delegation des kaufmännischen Leiters der Faktorei über die Tōkaidō in die Hauptstadt des Reiches Edo (heute Tōkyō).

Dort lernt er den greisen Maler Katsushika Hokusai kennen, der für die Holländer Malereien angefertigt hat. Hokusai zeigt ihm ein ganz anderes Japan. In langen Gesprächen öffnet ihm der Maler die Augen für die Schönheit der Natur, die für den jungen Mann bis dahin nur ein Objekt der Erforschung war. Dafür schenkt ihm Siebold die Farbe „Berliner Blau“, die Hokusai und nach ihm andere Maler begeistert und zur „blauen Periode“ der japanischen Holzschnittkunst führt.

Durch ihn erliegt Siebold der erotischen Verführung japanischer Holzschnitte und hat mit seiner „Frau auf Zeit“ im Jahr danach eine Tochter, die er bei seiner Abreise zurücklassen muss.