Recherchen

Faust-Aufführungen im DDR-Theater

von

Als erklärtes Nationaldrama der DDR avancierte Goethes „Faust“ zu einem der wichtigsten Bausteine des „Kulturellen Erbes“, doch erst im Zuschauerraum wurde sein angeblich sozialistisches Potenzial zur sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit. Nirgendwo sonst wurden „Faust“-Aufführungen für gesellschaftlich relevanter erachtet und als transmediale Erziehungsinstrumente aufwendig realisiert. Oppositionelle „Faust“-Bilder an den ostdeutschen Theatern, etwa in den Arbeiten von Bertolt Brecht, Adolf Dresen, Christoph Schroth oder Wolfgang Engel, untersuchten hingegen kontinuierlich und vital die Utopie einer anderen DDR. Die kulturgeschichtliche Aufarbeitung dieser Epoche wird hier von 1945 bis 1990 umfassend mittels vielfältiger Quellenanalysen durchgeführt. Bisher unausgewertete Archivmaterialien, Bühnenbilder Heinrich Kilgers, Ernst- Frieder Kratochwils Notate zum Berliner „Faust“ von 1968 sowie Akten der Staatssicherheit, die die Überwachung der Theater in Berlin, Leipzig oder Weimar dokumentieren, werden erstmalig offengelegt.