Für Artur und Felix Löwenstein

Ein Leseheft anlässlich des 80. Jahrestages der Zwangsenteignung der Pausa und der Vertreibung der Brüder Löwenstein aus Mössingen 1936

Wer für ein friedliches, demokratisches und soziales Europa eintritt, wer eine Kultur des Miteinanders und nicht der Ausgrenzung anstrebt, wer aus der deutschen Geschichte lernen will, der braucht die Fähigkeit, sich zu erinnern und anderer Menschen zu gedenken. Nur wer auch zurückblickt, kann nach vorne besser sehen.

Im Nachkriegsdeutschland ist Schritt für Schritt eine feste Tradition bewusster Verantwortung gewachsen. Gesellschaftliche Akteure, Parteien, Verbände, Kommunen und bürgerschaftliche Initiativen haben nach und nach begonnen, ihre Geschichte und das Handeln ihrer historischen Vorgänger aufzuarbeiten. Dies ist erfolgversprechend auch in Mössingen in Angriff genommen worden. Der Löwenstein-Forschungsverein hat dazu seinen Teil beigetragen.

Der im Jahr 2007 gegründete gemeinnützige Verein hat sich vorgenommen, die Geschichte der Löwensteinschen Pausa von 1919 bis 1936, ihre erste goldene Phase und deren Wirkung auf die Pausa der Nachkriegszeit zu erforschen. Dazu gehört auch die Untersuchung des großen Unrechts, das den Gründern und Besitzern des hiesigen Textilunternehmens, den Brüdern Artur und Felix Löwenstein samt ihren Familien angetan wurde. Die Zwangsenteignung der Pausa und die Vertreibung der Familie Löwenstein waren antisemitische Verbrechen. Die Taten wurden 1949/50 vor Gericht verhandelt und die Täter verurteilt. Doch das Leid und das Trauma der Shoah konnten dadurch weder gelindert noch wiedergutgemacht werden.

Im Jahr 2016 jähren sich diese Taten von 1936 zum achtzigsten Mal. Die vorliegende Broschüre will dem Gedenken und dem Sich-Erinnern Hilfestellung leisten. Die Textbeiträge, Zitate und Bilder wurden von Mitgliedern des Löwenstein-Forschungsvereins Mössingen in ehrenamtlicher Arbeit zusammen getragen. Sie fußen auf fachlichen und wissenschaftlichen Untersuchungen, die der Verein seit mehreren Jahren mit Unterstützung durch die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, durch das Gedenkstättennetzwerk Gäu-Neckar-Alb und durch die besondere Mithilfe der Familie Löwenstein veranlasst hat. Damit wurde die Basis für ein begründetes Gedenken gelegt.