Gegen Verdrängen und Vergessen

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Mathilde Scheinberger und Karl Hofer heirateten 1903. Sie hatten drei Söhne, von denen einer bereits im Kindesalter starb. In den 1920er Jahren nahm Karl, inzwischen ein prominenter Maler, eine Beziehung zu einer anderen Frau auf. Mathilde und Karl lebten seitdem getrennt, aber die Ehe wurde nicht geschieden. Dann kam die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Mathilde gehörte nicht der jüdischen Religionsgemeinschaft an, galt aber nach der Rassenideologie des Nationalsozialismus als „Jüdin“, weil sie jüdischer Herkunft war. Die Ehe von Mathilde und Karl wurde 1938 geschieden. Mathilde verlor damit den Schutz der „Mischehe“ mit einem nichtjüdischen Partner. Sie wurde vier Jahre später in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Karl heiratete wenige Wochen nach der Scheidung seine langjährige Partnerin. Mit ihr lebte er noch siebzehn Jahre zusammen. „Parallele Leben“ bezieht sich in dieser Doppelbiographie auf zwei Lebensgeschichten, die eng aufeinander bezogen sind und sich gegenseitig intensiv beeinflussen.