Die junge Disziplin des biografischen Theaters wird laut Norma Köhler im Zusammenhang mit „Banalität, Langeweile und Entblößung“ diskutiert. In der vorliegenden Untersuchung werden die Einflüsse von ästhetischen Mitteln auf Darstellende herausgearbeitet, welche autobiografische Szenen entwickeln und diese in Form einer öffentlichen Aufführung präsentieren. Das Spezifische im Fall dieser Untersuchung ist die interkulturelle Ausrichtung, denn es handelte sich um Darstellerinnen aus unterschiedlichen Ländern. Damit ihnen ein schneller Zugang ermöglicht werden konnte, wurde der Fokus auf nonverbale ästhetische Mittel wie Musik und Tanz gelegt. Das Ziel der Arbeit ist es, den Transformationsprozess von der Person zur Figur zu untersuchen, um herauszufinden, wie den oben genannten ‚Gefahren‘ entgegengewirkt werden kann.
Bei der vorliegenden interdisziplinär-empirischen Arbeit handelt es sich um die Auswertung eines von der Autorin angeleiteten Theaterprojekts. Diese hielt den gesamten Prozess, von den Proben bis zur Aufführung, in Form von Interviews fest und führte im Anschluss zusammen mit einer Forschergruppe eine tiefenhermeneutische Textanalyse durch. Dabei wurde die Psychoanalyse ferner als ein weiteres Analyse-Instrument herangezogen, damit strukturelle Erkenntnisse bezüglich von ästhetischen Einflüssen auf die Darstellenden gewonnen werden konnten. Hierbei handelt es sich um ein Verständnis der Psychoanalyse jenseits der Couch – also in einem nicht-therapeutischen Kontext –, im Sinne einer nicht-pathologisierenden Haltung gegenüber den Teilnehmenden.