Auf Normal- und Breitspur über die Ostsee

Von der "Königslinie" zum Fährhafen Sassnitz

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Seit Eröffnung des Trajektverkehrs zwischen Rügen und Schweden im Jahre 1909 – heute als Königslinie bekannt – gewann dieser von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Selbst die beiden Weltkriege unterbrachen diesen Fährverkehr nur kurzzeitig, stellte er doch ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Balkan und der skandinavischen Halbinsel dar. Es fehlte nicht an Versuchen, den in Sassnitz eingeengten Fährhafen zu erweitern, besser an das Streckennetz der Bahn anzuschließen oder gar an günstigere Stellen zu verlegen. Ausgelöst wurde diese nicht nur durch den wachsenden Transitverkehr auf der Schiene, sondern auch durch die Zunahme des Lkw-Verkehrs. Zunächst erweiterte man die Hafenanlagen und setzte größere Fährschiffe ein, nun auch mit Lkw-Deck.
Der gestiegene Warenaustausch der DDR mit der damaligen Sowjetunion und die von Polen angekündigten erhöhten Transitfrachten führten 1963 zum Entschluss, in Mövenort an der Nordspitze Rügens einen neuen Fährhafen für einen Trajektverkehr auf Breitspur Richtung Sowjetunion anzulegen, der später auf Normalspur nach Schweden genutzt werden sollte. Doch 1965 stellte man die Arbeiten an diesem „Projekt 3700“ plötzlich ein. Aber seit 1970 verhandelten Vertreter der damaligen Bundesrepublik mit der Sowjetunion über einen Fährverkehr zwischen beiden Ländern. Seit 1978 forcierte die DDR ihren Fährkomplex Sassnitz-Mukran, der am 2. Oktober 1986 eröffnet werden konnte.
Was so hoffnungsvoll begann, kehrte sich nach der poltischen Wende im Osten ins Gegenteil um: Seit Juni 2014 werden nur noch sporadisch Normalspur-Fahrzeuge nach und von Schweden trajektiert. Seit 1. Juni 2016 ruht mangels geeigneter Frachten (zeitweise?) der breitspurige Fährverkehr. Der Kraftverkehr hat wieder einmal gesiegt.