Privat oder Kasse?

Politische Ökonomie des Gesundheitswesens

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Das Gesundheitswesen ist keine karitative Einrichtung, sondern eine Dienstleistungsbranche mit hohem Wachstumspotenzial, in der in Deutschland gegenwärtig 5,2 Mio. Beschäftigte über 11% des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften. Aber das Gesundheitssystem ist kein Wirtschaftszweig wie jeder andere. Denn es wird aus guten Gründen nicht über den Marktmechanismus von Angebot und zahlungskräftiger Nachfrage gesteuert, sondern über politische Vorgaben, Rechtsnormen und kollektive Verhandlungen.

Die sich daraus ergebenden Verteilungskämpfe werden überlagert von wirtschaftspolitischen Dogmen und parteipolitischen Scharmützeln, die aus der Gesundheitspolitik einen ideologischen Grabenkampf machen können. Der frühere Sozialminister Norbert Blüm hat all das einmal bündig in dem Satz zusammengefasst: »Gesundheitspolitik ist Wasserballett im Haifischbecken.«

Diesem nur schwer durchschaubaren Geflecht von wirtschaftlichen Interessen und politischen Machtkämpfen stehen komplexe Sachfragen gegenüber, die in diesem Buch im Zentrum stehen: Warum ist das Gesundheitswesen ein von Marktversagen geprägter Wirtschaftszweig? Wie ist das deutsche Krankenversicherungssystem aufgebaut und was sind seine Besonderheiten? Laufen die Gesundheitsausgaben durch die demografische Entwicklung und den medizinischen Fortschritt wirklich aus dem Ruder? Und vor allem: Wie kann eine sozial gerechtere Gesundheitspolitik in Zukunft aussehen (Stichwort: Bürgerversicherung)?