Finnlands Dirigenten

Von Sibelius und Schnéevoigt bis Saraste und Salonen

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In „Finnlands Dirigenten – Von Sibelius und Schnéevoigt bis Saraste und Salonen“ erzählt Vesa Sirén ebenso narrativ wie analytisch, mit Liebe für Details wie mit dem Blick aufs Große, wie visionäre Künstler und geniale Lehrmeister die finnischen Dirigierkunst einzigartig gemacht haben. Bei seinen Recherchen ist der Autor auf bisher unbekannte Notizen von Sean Sibelius und zahlreiche verschollen geglaubte Briefe von Robert Kajanus gestoßen. Diese Dokumente gewähren einzigartige Einblicke in die künstlerische Vision und den Arbeitsalltag dieser beiden Mitbegründer der Klassikszene Finnlands.
Siréns Buch ist zugleich eine Geschichte der Musikwelt des Landes, deren künstlerische Agenda von Beginn an eng mit der Entstehung des ersten finnischen Staates und der Suche nach eigener Identität verwoben war.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1882, als der junge Dirigent und Komponist Robert Kajanus nach dem Auslandsstudium in seine Heimatstadt Helsinki zurückkehrt und das erste Symphonieorchester Finnlands gründet. Kajanus fördert einen jungen Kollegen namens Jean Sibelius. Die beiden sind die Paten der finnischen Klassik, Sibelius vor allem als stilprägender Komponist.
Kajanus und Sibelius komponieren große Orchesterwerke auf der Basis des „Kalevala“, des finnischen Nationalepos. Über den Heldenmythos findet Sibelius zu seiner einzigartigen symphonischen Dichtkunst und schreibt 1899 „Finlandia“ – eine Tondichtung mit Chor, die umgehend zur heimlichen Nationalhymne Finnlands wird. Als das Werk 1900 auf der Pariser Weltausstellung erklingt, dirigiert von Robert Kajanus, verleiht es nicht nur Finnlands Streben nach einer eigenständigen finnischen Kultur und nach Unabhängigkeit vom russischen Zarenreich Ausdruck, sondern macht auch Finnlands Musik und Dirigenten auf einen Schlag berühmt. „Finlandia“ erzählt mit seinen Klängen von Weite und Wehmut, vom Kampf und Konflikt – bis es nach dramatischen Minuten schließlich in einen hymnischen Chor mündet: „Oh Finnland, erhebe dich …“. 1917 ist es so weit: Finnland wird unabhängig.
Nicht nur mit Kompositionen und Dirigaten prägen Kajanus und Sibelius die Musikkultur: Beide Künstler setzen auch in der Ausbildung von Musikern, Sägern und Dirigenten in Helsinki Maßstäbe. Sie machen das Musikinstitut Helsinki zu dem, was es heute ist. Als Lehrende an dieser Musikhochschule geben sie weiter, was sie sich erarbeitet haben und professionalisieren die Dirigenten-Ausbildung. Ab 1939 trägt das Konservatorium Sibelius’ Namen – und bis heute ist die Sibelius-Akademie die Zauberschule der finnischen Ton- und Dirigierkunst.
Ihr Großmeister ist derzeit Jorma Panula: Alle der heute weltweit erfolgreichen finnischen Dirigenten haben unter anderem bei ihm ihr Handwerk erlernt. Auf seinem Können und seiner Lehre bauen die finnischen Maestros der Gegenwart auf. Jukka-Pekka Saraste steht als Chefdirigent am Pult des WDR Symphonieorchesters.
In Wien begeistert Mikko Franck regelmäßig das Opernpublikum. Erkki Korhonen hat jahrelang das Opernstudio Zürich geleitet. In nahezu jeder Konzertsaison ist Esa-Pekka Salonen zu Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Susanna Mälkki begeistert mit ihren internationalen
Gastdirigaten die Fans der Neuen Musik. Sie alle sind Weltstars der klassischen Musik – und sie alle kommen aus Finnland.