Im politisch zerrissenen Italien des 19. Jahrhunderts ist die Oper kulturell einigendes Band und Seismograph der gesellschaftlichen Entwicklung. Unter den wachsamen Augen der Zensur wächst der Musik eine besondere Bedeutung zu: Sie spricht auch dort, wo der Text schweigen muss. Ausgehend von den klassischen Mustern bei Giovanni Simone Mayr treibt die Kunst des Belcanto in der folgenden Generation vielfältige Blüten. Gioacchino Rossinis Darstellung mediterraner Vitalität steht hier neben den glutvoll-beseelten Melodien Vincenzo Bellinis und der dramatisierenden Tonsprache Gaetano Donizettis. Giuseppe Verdis zunehmend kritischer Blick auf die damalige Gegenwart (siehe Folge 3) bereitet schließlich den Boden für den schnörkellosen Verismo von Ruggiero Leoncavallo und Pietro Mascagni. Erhören lassen sich diese packenden Metamorphosen in der sechsten Folge des klingenden Opernführers Orpheus.
Hörbeispiele mit Montserrat Caballé, Joan Sutherland, Kathleen Battle, Edita Gruberova, Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und anderen.