Unterwegs in den Sechzigern

von

Juli 1967. Plakate kündigten die Eröffnung des Drugstore am Wedekindplatz in Schwabing an mit einem Happening: Die Resozialisierung eines Gammlers. Ich fuhr hin.
Dichtes Gedränge am Wedekindplatz und in der angrenzenden Feilitzschstraße – die Gegend übervoll mit jungen Leuten, es gibt kaum ein Durchkommen. Sie alle warten auf das groß angekündigte Happening: Die Resozialisierung eines Gammlers.
Unter den vielen Neugierigen entdecke ich zahlreiche Jugendliche – jeder von ihnen ein Typ für sich – alle in Erwartung, was da kommt und neugierig auf das Spektakel. Trotz des überaus dichten Gedränges war es mir möglich, mit einer Reihe von Porträtaufnahmen dieser jungen Leute, die einmalige Stimmung im Bild festzuhalten.
Eine Badewanne aus Blech stand bereit und tatsächlich entledigte man einen jungen Gammler seiner zerschlissenen und beschmierten Klamotten, steckte ihn in die Wanne, wusch ihn von Kopf bis Fuß, verpasste ihm einen zivilisierten Haarschnitt, ein weißes Hemd mit Krawatte und einen Anzug. Aus dem zerlumpten Gammler wurde im Nu ein fesch gekleideter junger Mann – Kleider machen Leute.
Ich erinnere mich auch noch an einen Kameramann, der sich mit seiner ARRI -Filmkamera einen Weg durch das Getümmel bahnte. Später entdeckte ich die Szene in dem Film „Zur Sache Schätzchen“, wo ich einen Augenblick in dem Film mit auftauche.
Was ist aus all diesen jungen Leuten geworden? – Sie sind heute alle im Rentenalter – Ces’t la vie.
Hubertus Hierl