Behütete Kindheit in dunkler Zeit

von

Aus dem Leben des Kindes Adam Fischer:
„Diese kleine Dorfgemeinschaft hatte vollkommen ausgereicht, um die verschiedensten menschlichen Charaktere kennenzulernen. Es war nahezu alles vertreten. Wir Kinder wussten sehr genau, zu wem wir womit gehen konnten oder auch nicht. Nur das eigentlich Böse hatten wir nicht kennengelernt. Zu welcher Boshaftigkeit manche Erwachsenen fähig sind, sollte ich erst später erfahren, nachdem ich diese Geborgenheit verlassen hatte.
Es lag vielleicht an meiner ererbten Verschlossenheit, dass mir die Ehrfurcht vor dem geistigen Wesen eines anderen Menschen von meiner Jugend an etwas Selbstverständliches war. Nachher bin ich in dieser Empfindung immer mehr befestigt worden, weil ich sah, wie viel Leid und Entfremdung daher kommt, dass Menschen den Anspruch erheben, in der Seele der anderen zu lesen wie in einem Buche, das ihnen gehört, und dass sie zu wissen und zu verstehen meinen, wo sie aber an den anderen glauben sollten. Alle müssen wir uns hüten, denen, die wir lieben, Mangel an Vertrauen vorzuwerfen, wenn sie uns nicht jederzeit in alle Ecken ihres Herzens reinblicken lassen.“
Der Autor, geboren 1939, folgt ein Leben lang konsequent der Spur zu den elementaren Antworten auf die Fragen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meiner Existenz?