Lebensgeschichte

Ein transsexuelles Leben im 20. Jahrhundert

von

Kirsten Nilsson wurde 1931 als Karl Erick Böttcher in einem
beschaulichen Dorf in der Mark Brandenburg geboren. Kurz vor Ende
des 2. Weltkriegs 1945 floh die Familie vor der Roten Armee aus
Küstrin nach Oberbayern, wo Karl Erick zunächst Damenfriseur, dann
Kostümschneider lernte. Im München der Nachkriegszeit studierte er
Schauspiel und Tanz, tauchte in die Schwulenszene ein und arbeitete
beim Zirkus in England und der Schweiz, bevor er als „Sylvia“ Ende der
50er Jahre seine Berufung als „Damenimitator“ in den Travestie-Clubs
von München, Berlin und Hamburg fand.
1964 unterzog sich Kirsten als einer der ersten Transsexuellen in
Deutschland einer riskanten geschlechtsangleichenden Operation in
Marokko und setzte erfolgreich eine Vornamensänderung durch.
Kirsten trat als Tänzerin und Sex-Star in den Erotik-Theatern von St. Pauli
auf, besaß eigene Bars und Strip-Lokale, arbeitete auf dem Strich und
führte ein Leben auf der Überholspur, bis 1979 ein unvorhergesehenes
Ereignis ihrer Karriere ein Ende bereitete und sie zwang, ihr Leben ganz
von vorn zu beginnen.