Die Nürnberger Handfeuerwaffen vom Spätmittelalter bis zum Frühbarock.

Der Beitrag Nürnbergs zur Militärischen Revolution der frühen Neuzeit

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Der Beitrag Nürnbergs zur Militärischen Revolution der frühen Neuzeit

Nürnberg in seiner glanzvollen Vergangenheit ist in vielfacher Hinsicht bekannt – als zeitweise heimliche Hauptstadt des Heiligen Reiches und dessen Gewerbeplatz mit der größten Ansammlung von Handwerken und Handwerkern, dazu als Zentralort von frühen protoindustriellen Revieren und infolgedessen auch als Finanz-, Kultur- und Fernhandelsstadt von europäischem Rang. Besondere Berühmtheit erlangte es durch seine technologisch führende und durch den besonderen Nürnberger ‚Witz’ gekennzeichnete Metallverarbeitung. Weniger bekannt dürfte indes die militärische Bedeutung sein, welche Nürnberg hierbei seinen fortschrittlichen Pulverwaffen, Geschützen wie Handfeuerwaffen, verdankte und durch welche es seit den Hussitenkriegen für runde 200 Jahre zum „Arsenal des Reiches“ aufstieg. In dieser strategischen Funktion gewann Nürnberg in den Hegemonial- und Türkenkriegen des „langen“ 16. Jahrhunderts für Kaiser, Fürsten und Reich wehrpolitische Bedeutung.

Dieser Vorgang – dem seit 1955 im englischsprachigen Raum unter dem Paradigma ‚military revolution’ ein eigener Forschungssektor gewidmet ist – ist für die Mitte Europas und das Alte Reich bisher nur unzureichend untersucht worden. Der Autor hat es sich in seiner über 1200 Seiten umfassenden Bochumer Dissertation deshalb zur Aufgabe gemacht, anhand des Innovationszentrums Nürnberg und seiner Partnerstadt Suhl (ab ca. 1537/1550) aufzuzeigen, wie sich hier und im Allgemeinen der Werdegang der für die neuartigen Massenheere essentiell wichtigen Handfeuerwaffen (Handbüchsen, Hakenbüchsen und Pistolen) im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit abgespielt hat.

Für die historische Waffenkunde dürfte der erste Teil der Studie, ein nach historischen Kriterien chronologisch geordneter „Katalog“ der untersuchten Nürnberger Hand- und Faustfeuerwaffen, von richtungsweisender Bedeutung sein, sind doch Nürnberger Werkstücke noch heute in allen wichtigen Sammlungen vertreten und für die Anfänge und erste Hochblüte der neuen Büchsenmacherkunst repräsentativ. 596 meist farbige Abbildungen dienen der Veranschaulichung und sind als Bildquellen selbst integraler Bestandteil der Beweisführung. 24 Beilagen, 36 Tabellen, ein detaillierter Orts- und Personenindex und ein umfangreicher Quellen- und Literaturnachweis vervollständigen den kritischen Apparat von insgesamt 3566 Anmerkungen.