Mit dem Abstand von achtzig Jahren dokumentiert dieser Band die kräfte- und nervenzehrende Fluchtgeschichte eines jungen, regimekritischen Akademikerpaares, wie sie im nationalsozialistischen Deutschland zahllose Menschen zu bestehen hatten. Während Johannes Höber dank eines glücklichen Zufalls bereits im November 1938 in die Vereinigten Staaten auswandern konnte, durften ihm seine Frau und die neunjährige Tochter Susanne erst im September 1939, kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, folgen. Regelmäßige, im Atlantikverkehr beförderte Briefe bildeten in der Zwischenzeit die wesentliche Verbindung.
In diesen Briefen beschreibt Elfriede die sich zunehmend verschlechternde Situation in Deutschland und Johannes seine mühsamen Fortschritte, in Amerika Fuß zu fassen. Der Leser lernt zwei eloquente und leidenschaftliche und zugleich sehr unterschiedliche Menschen kennen. Johannes’ Schreiben sind sorgfältig organisiert und präzise, selbstbewusst und voll detaillierter Berichte von Menschen, Orten und Ereignissen, die sein tiefes Interesse am neuen Land widerspiegeln. Elfriedes Briefe wirken bisweilen leicht chaotisch, vermitteln aber so einen sehr unmittelbaren Eindruck der starken Emotionen, mit denen sie ihren Alltag meisterte, in einer Heimat, die ihr immer fremder wurde. Sie haben Witz, wenngleich der Humor oft ironisch, manchmal sogar sarkastisch ist. In der Summe öffnet die Korrespondenz nicht nur einen überaus lebendigen, unmittelbaren Blick in eine besondere Epoche, sondern auch in eine vielschichtige Beziehung.
Ende der 1980er Jahre fand ihr Sohn Francis die Briefe wieder auf, die das Paar nach dem Start in ein neues Leben selbst vor seinen Kindern niemals mehr erwähnt hatte.
- Veröffentlicht am Montag 23. Dezember 2024 von Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte
- ISBN: 9783867323055
- 400 Seiten
- Genre: Autobiographien, Biographien, Geschichte, Sachbücher