Als ich meinen zukünftigen Mann das erste Mal besuchte, er wohnte zwei Stunden Zugfahrt weiter, stolperte ich in seinem Bücherregal über die SPQR-Reihe von John Maddox Roberts. Dabei handelt es sich um gut recherchierte Krimis, die in der Endzeit der römischen Republik spielen. Seitdem lese ich immer mal wieder Bücher, die sich mit diesem Thema befassen. Zuletzt nun also Tom Hollands „Rubikon“.
„Rubikon“ ist für mich ein Glücksfall. Denn es verbindet ein Thema, das mich sehr interessiert, mit einem Autor, dessen Bücher mich immer wieder begeistern. Ich liebe Hollands Art, Geschichte erlebbar zu machen, sie trotz der trockenen Zahlen mit Spannung zu erfüllen. In gut lesbarem Plauderton und mit feinem Humor nimmt er sich die römische Republik vor, von den Anfängen bis zum Untergang, erklärt typische Denk- und Handlungsmuster der Zeit, ordnet übersichtlich politische Verflechtungen und familiäre Verbindungen. Und obwohl es sich um ein Sachbuch handelt, liest sich das Ganze streckenweise wie ein Roman. Holland hält sich an die Faktenlage, weist auch auf andere Interpretationen von Geschehnissen hin, aber verliert dabei nie den Faden und den unangestrengten Ton. Das macht zum einen Spass und zum anderen bleibt so recht viel in Erinnerung.
Nun gibt die römische Republik auch einiges an Erzählstoff her: eine Zeit, in der man so dicht gedrängt einige der größten Namen der Geschichte antrifft, Caesar, Pompeius, Cicero, Sulla, ist ja an sich schon spannend. Da gibt es die Diktatur Sullas, den Aufstand des Spartacus, die Verschwörung des Catilina, das Triumvirat und natürlich die Überschreitung des Rubikons durch Caesar samt Truppen. Roberts musste für seine oben erwähnten Krimis recht wenig dazu erfinden.
Die Fülle der Ereignisse kann aber auch erschlagen. Das alles zu sortieren und nebenher noch interessante Zusatzinformationen einzuflechten, ohne den Leser heillos zu verwirren, ist durchaus eine Kunst. Wer z.B. weiß denn, was die Austernbänke des Orata mit der Lockerung der spartanischen Sitten der Römer zu tun haben und das nämlicher Herr auch das beheizte Schwimmbecken erfunden hat?
Nun könnte mancher sagen, man müsse so etwas wissenschaftlicher und ohne humorige Bemerkungen angehen. Der fände aber sicherlich ausreichend trockene und weitaus ausführlichere Texte auch anderswo. Ich jedenfalls freue mich nun auf den zweiten Teil von Hollands Ausflug in das Alte Rom, wo er sich, hoffentlich genauso gelungen, dem Kaiserreich widmet.
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