Mit meiner Zwillingsschwester in Auschwitz

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Àgnes Havas wurde mit ihrer Schwester Judith 1928 in Budapest als Töchter einer Angestellten und eines Lehrers für Französisch und Ungarisch geboren. Die Zwillinge wuchsen in einem Haushalt auf, in dem sie schon sehr früh mit Büchern und Bildung in Berührung kamen, übersetzte doch ihr Vater fremdsprachige Romane für den Dante Verlag aus dem Französischen, Englischen und Russischen. Ab ihrem vierten Lebensjahr lebten die Familie in einer damals kleinen westlich von Budapest gelegenen Ortschaft, in Rákosszentmihály, die heute zu Budapest gehört und ein Teil des 16. Bezirks ist. Unmittelbar nach dem Einmarsch deutscher Truppen setzte die Verfolgung der ungarischen Juden ein. Auch die Familie Havas wurde nach Auschwitz deportiert, wo die Zwillinge in die Station von Dr. Josef Mengele kamen, während der Vater und die Großmutter zu den Alten kamen und sofort ermordet wurden. Im November1944 wurden sie mit einem Transport in ein kleines Lager nach Mährisch Weißwasser gebracht, wo sie gemeinsam mit rund 300 Frauen, v.a. ungarische Jüdinnen, im Außenlagern des Konzentrationslagers Groß-Rosen für Telefunken arbeiten mussten. Da die beiden Zwillingsschwestern Deutsch sprechen und schreiben konnten, wurden sie der Qualitätskontrolle zugeteilt. Anfang Mai 1945 wurden sie schließlich von sowjetischen Truppen befreit. Gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg nach Pest, wo sie Ende Mai nach einer mehrwöchigen schwierigen Reise ankamen und noch im Sommer maturierten und im Herbst mit dem Studium begannen.