Nach der gescheiterten Operation der TIRPITZ gegen den alliierten Geleitzug PQ12 im März 1942 brauchte die deutsche Kriegsmarine dringend einen erfolgreichen Einsatz ihrer Überwasserstreitkräfte, um u. a. die Existenzberechtigung der sogenannten „Dickschiffe“ zu rechtfertigen. Denn neben der von Hitler befürchteten Invasion der Alliierten in Norwegen, mit einer damit bedrohten Nordflanke, sollten vor allem die Unterstützung der Sowjetunion durch die Westmächte in Form von massiven Nachschublieferungen für die Ostfront ver- oder zumindest behindert werden. Diese Konvois an Kriegsmaterial kamen ausschließlich über das Nordmeer und so sollte auch die Kriegsmarine ihren Teil dazu beitragen, die Front im Osten zu entlasten. Versenkten deutsche U-Boote im Jahre 1942 dabei noch etliche gegnerische Handelsschiffe, so blieben die Erfolge der Überwasserschiffe gegen die alliierten Nachschublinien, bei eigenen Verlusten, wie z. B. der beiden Zerstörer Z7 und Z26, aus. So lief Anfang Juli 42 TIRPITZ als Flaggschiff eines Kampfverbandes unter Leitung des Flottenchefs, Adm. Otto Schniewind, von Trondheim aus, um den Geleitzug PQ17, brit. Deckname „Competent“, aufzuspüren und zu vernichten.
Das daraus resultierende Desaster für die Alliierten, mit dem Verlust des Großteils des Konvois, veranlasste Winston Churchill, der die TIRPITZ von nun an meist nur noch „Beast“ nannte, seine Admiralität unerbittlich Jagd auf das deutsche Schlachtschiff zu machen. So galt die Vernichtung der TIRPITZ als eines der vorrangigsten Kriegsziele der Briten, da alleine ihre Anwesenheit zu ständiger Unruhe und Vorhalten größerer Kriegsschiffverbände zwang. Auch wenn die Möglichkeiten der Deutschen, durch chronischen Brennstoffmangel und der Entschlüsselung der Enigma-Maschine durch die Briten, zunehmend eingeschränkt waren, so fragte Churchill jeden Tag bei seinem Stab nach, was heute bereits unternommen wurde, die TIRPITZ zu versenken. So wurde das größte deutsche Kriegsschiff, zumindest aus strategischer Sicht, zum wichtigsten Schiff im Zweiten Weltkrieg. Damit ist die gängige Meinung, dass die Geschichte der TIRPITZ, im Gegensatz zu dessen weltberühmten Schwesterschiff BISMARCK, relativ unspektakulär verlief, nur bedingt richtig, da sie nicht unnütz in irgendwelchen norwegischen Fjorden lag, sondern ständig die alliierten Nachschublinien, bis zu ihrer Außergefechtsetzung im September 1944 im Kaafjord, bedrohte.
In einer historischen Fotodokumentation wie dieser lässt es sich nicht vermeiden, dass zeittypische Symbole und Symbolik zu sehen sind. Es wäre jedoch ein absolutes Missverständnis, wollte man daraus ableiten, dass sich die zwei Autoren nationalsozialistischem Gedankengut verbunden fühlen. Dies ändert aber nichts daran, dass die Schiffe als Machtträger eine gewisse Faszination ausüben, also vollkommen unabhängig von dem dahinterstehenden menschenverachtenden, politischen System.
- Veröffentlicht am Freitag 8. Juni 2018 von RG Vermögensverwaltung
- ISBN: 9783981735833
- 176 Seiten
- Genre: 20. Jahrhundert (bis 1945), Geschichte, Sachbücher