Karl Kraus, geboren am 28. April 1874 im böhmischen Gitschin, ist am 12.Juni 1936 in Wien gestorben.
Daß Johann Nestroy »kein österreichischer Dialektdichter, sondern ein deutscher Satiriker« ist, dieser Einsicht hat Karl Kraus mit seiner Gedenkrede von 1912 (Nestroy und die Nachwelt) die Bahn bereitet und mit seinen rund hundert Vorlesungen von zwölf Stücken Nestroys zwischen 1912 und 1936 zum Durchbruch verholfen. Im Zuge dieser Nestroy-Renaissance sind zwei seiner Nestroy-Bearbeitungen, die eigentlich Wiederherstellungen sind, auch im Druck erschienen – Zeugnisse einer Geistesverwandtschaft, wie die Geschichte der Literatur sie nur selten aufzuweisen hat.
Mit derselben Kongenialität hat Kraus in seinen Vorlesungen die satirische Linie erst der Nestroyschen Couplets, dann auch vieler Lieder aus Operetten Offenbachs aufgenommen und fortgesetzt: mit einer Fülle von »Zusatzstrophen«, die als Zeitstrophen 1931 gesammelt erschienen sind. Das reiche Glossen-Werk der Fackel findet gutenteils erst in diesen Strophen seine endgültige Gestalt.
Im Anhang zur Neuausgabe der drei Bücher werden die Zeitstrophen erstmals vollständig um die rund sechzig Zusatzstrophen aus dem unveröffentlichten Nachlaß der dreißiger Jahre ergänzt. Sie enthalten auch einige von Kraus’ prägnantesten Stellungnahmen zu den Vorgängen um das Jahr der Hitlerschen Machtergreifung.
- Veröffentlicht am Montag 30. November 1992 von Suhrkamp
- ISBN: 9783518378243
- 374 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945