Am Landwehrkanal

von

Beobachtungen, Fotos, Radierungen und Zeichnungen am Landwehrkanal in Kreuzberg über 25 Jahre.
„Lautlos tauchte das Schiff auf, es hat sich mir in die Augen geschoben, überraschend! Ein rätselhaftes Solitär, das sich vorwärts bewegte und verschwand. Es versprach etwas, ich konnte es nicht erraten. Von Zeit zu Zeit tauchte es in meinem Gedächtnis wieder auf, und ich betrachtete das Bild erneut. Der Nebel umhüllte das Geheimnis. Ich ging dann häufiger dort spazieren. Nie wiederholte sich das Bild: Nebel und Schiff blieben verschwunden …
Einige Jahre später wohnte ich am Landwehrkanal … Auf dem Balkon beobachtete ich von oben das Treiben am Ufer, malte manchmal kleine Bildchen von jungen Menschen, die einfach über den Zaun kletterten, um nahe ans Wasser zu gelangen. Pärchen und kleine Grüppchen an sonnigen Nachmittagen oder am späteren Abend. Die Erlaubnis dazu gaben sie sich selbst: Die Fahrräder am Zaun anketten, mit dem Proviant auf der Schulter eilig das Hindernis überwinden. Das war der eigentliche Kick, warum ich immer wieder hinschaute. Das Wasser war meistens ruhig und dunkelgrau, es gab kaum Strömung. Manchmal schien es rückwärts zu fließen … Im Sommer habe ich mich abends auf die Uferwiese gesetzt, gelesen, gezeichnet, geträumt, mich einfach gut gefühlt. Ich tauchte ein in den Frieden, eine Stimmung des Wohlbefindens mit allen, die dort die Dämmerung und danach die Dunkelheit erwarteten … „