Stücke Jugend

von

Dieses Buch ist so angelegt, dass erkennbar wird, wie aus einem doch unbedarften Schüler und Lehrling ein Mensch wird, der anders dachte, als es gefordert wurde, und seine Konsequenzen zog.
Bespitzelt wurden wir. Eingeschüchtert und verängstigt sollten wir werden. Verhaftungen gab es und hinterhältige Morde und vielen wurde sehr böse mitgespielt. Aber wir hatten auch unseren Spaß, und den nicht zu knapp. Und wo sonst gibt es mehr Komisches und Skurriles, wie in einer geschlossenen Anstalt? Alle Schwierigkeiten in und mit diesem DDR-System und seinen Funktionären und Knechten waren letztlich die Krücken, mit denen der aufrechte Gang erlernt werden konnte. Demütigungen und Erniedrigungen zu ertragen, ja, daran zu wachsen, das ging nur in der Gemeinschaft von Freunden, mit dem uns eigenen Humor und der Musik, die wir liebten.
In dieser Zeit meinem Freund Walter Schilling zu begegnen, war ein besonderer Glücksfall. Nicht nur für mich. Dieses alte Pfarrhaus in dem kleinen Braunsdorf wurde Anlaufpunkt für Leute unseres Schlages von Dresden bis Rostock. Meine glorreichen achtzehn Monate als Held in Uniform sind der Stoff des zweiten Teils des Buches. Wer noch nicht mitbekommen hatte, wie menschenverachtend dieses Regime war, dort durfte er es erfahren. Viele bekamen nichts mit, nicht da und nicht dort. Heute ist das kaum anders. Ihr sollt bitte nicht zu denen gehören!