Alte Märchen neu erzählt

Das Mädchen ohne Hände

Ein armer Müller begegnet im Wald dem Teufel in Gestalt eines alten Mannes, der ihm verspricht, ihn reich zu machen im Tausch gegen das, was hinter seiner Mühle steht. Der Müller denkt, das wäre sein Apfelbaum, aber es ist seine Tochter, die den Hof kehrte. Nach drei Jahren kommt der Teufel, um sie zu holen, doch das fromme Mädchen hat sich rein gewaschen, sodass er ihr nicht nahen kann. Der Teufel weist den Müller an, ihr die Hände abzuschlagen, damit sie sich nicht waschen kann. Der verängstigte Müller schlägt seiner Tochter die Hände ab, doch sie weint auf die Armstümpfe, sodass sie ganz rein sind, und der Teufel muss aufgeben. Die Müllerstochter verlässt ihr Heim und kommt mit Hilfe eines Engels zu einem wunderschönen Garten, wo sie dem jungen König begegnet. Der gewinnt sie lieb und lässt ihr goldene Hände machen und heiratet sie. Während ihr Mann im Krieg ist, bekommt die junge Königin einen Sohn. Der Teufel verfälscht die Briefe, welche die alte Königinmutter und der junge König einander schreiben. So gerät der König in den irrigen Glauben, seine Frau habe ihn betrogen, und die Königinmutter erhält den falschen Befehl, die junge Königin zu töten. Doch die Königinmutter bringt es nicht übers Herz, der jungen Frau das Leben zu nehmen, sondern sie schickt sie mit dem Kind fort. In ihrer Not erhält die junge Königin wieder Hilfe von dem Engel, der sie zu einem abgeschiedenen Haus geleitet, wo sie und ihr Kind sieben Jahre lang von einer gütigen Frau verpflegt und betreut werden. Kurz nachdem sie das königliche Schloss verlassen hatten, war der junge König heimgekehrt. Seine Mutter macht ihn zunächst glauben, sie habe seinem Befehl gehorchend die junge Königin töten lassen. Doch als ihr Sohn darüber verzweifelt, gesteht sie ihm, was wirklich geschehen ist, und er macht sich nach seiner Frau und seinem Kind auf die Suche. Nach sieben Jahren erfolglosen Umherirrens gelangt er zu dem abgeschiedenen Haus, in welchem die beiden wohnen, wo es ein glückliches Wiedersehen gibt. Weil sie so fromm und fleißig war, sind der jungen Frau inzwischen durch Gottes Gnade ihre lebendigen Hände wieder nachgewachsen. Die junge Familie zieht gemeinsam ins heimische Königreich.