Danzig-Gdansk 1989

Erinnerungen an die alte Heimat

von

Christa Unnasch wurde im Mai 1933 in Danzig geboren, von wo aus sie im Januar 1945 mit ihrer Mutter und dem zweijährigem Bruder auf dem Walfang-Mutterschiff Walter Rau im Geleit der Wilhelm Gustloff über die Ostsee nach Eckernförde floh. Sie endeten in dem kleinen Norderdithmarschen Dorf ‚St Annen’. In 1951 reiste sie nach Lübeck, um den Krankenschwester Beruf zu erlernen. Nach bestandenem Examen wechselte sie ruhelos einige Krankenhäuser in verschiedenen Städten und endete in 1958 in Hamburg wo sie sich in 1960 entschied, alleine und ohne Englischkenntnisse nach Australien auszuwandern. In Hamburg war ihr Arbeit für Lebenszeiten gesichert aber es boten sich ihr keine geistigen Abwechslungen. Ihre Heimat Danzig, das nun Gdansk hieß, war ihr verschlossen, Ihr Vater nicht aus dem Krieg wiedergekehrt, ihre einst enge, große Familie in Ost und West verstreut.
Kanada und Australien suchten damals junge Einwanderer. Sie entschied sich für Australien und bereute es nie. Auf dem Aus-wandererschiff traf sie einen in Pommern gebürtigen jungen Auswanderer, der 5 Jahre zuvor aus der Ostzone geflohen war und damals aus politischen Gründen noch nicht zu seiner Familie zurückkonnte. Sie heirateten 6 Monate später und bauten sich in diesem Land wo noch buchstäblich Milch und Honig fließen, ein schönes eigenes Familienleben auf. Sie wollte nie wiederkehren, jedoch war Danzig wieder für Besucher geöffnet worden und es zog sie magnetisch in 1989 zurück. Einige ihrer deutschen Verwandten hatten sie in Australien besucht und sie zu einem Deutschlandbesuch überredet, den sie darum gleich mit Danzig verbinden wollte.
Diese von der Autorin nach Ihren in englischer Sprache erschienenen Büchern erstmals in Deutsch niedergeschriebenen Erinnerungen sind zunächst sprachlich geprägt von ihren seit nun über 50jährigen englischen Sprachgewohnheiten. Um den Stil beizubehalten, wurde der Text auch nur äußerst zurückhaltend redigiert. Der Inhalt ist Ausdruck dieses tiefen Empfindens nach 45jähriger Abwesenheit von ihrer Heimat und den immer wieder und spontan aufkommenden Erinnerungen während ihrer Deutschlandreise. So findet der Leser keine stringent chronologische Handlung vor, sondern immer wieder eingestreute Versatzstücke aus dem Geschehen ihrer Vergangenheit.
Diese zunächst als Familienchronik niedergeschriebenen Erinne-rungen beleuchten einen dunklen und tragischen Zeitraum unserer deutschen Vergangenheit, wie ihn viele unserer eigenen Verwandten erleben mussten und sind damit ein Stück Zeitgeschichte.