AdR – Außer der Reihe

Der Duft der Achtziger

von

Die vorliegenden Aufzeichnungen aus dem Jahre 1985 sind das Resultat einer großen Anstrengung, eines Überlebenskampfes, wenn man so will. Nachdem ich zuvor zwanzig Jahre in diversen Redaktionen gearbeitet hatte und feststellen musste, wie mein Traumberuf langsam aber stetig vom demokratischen Korrektiv zum Handlanger von Kapitalinteressen mutierte, war ich erstmals kühn genug, den Ausstieg zu wagen. Mein journalistischer Niedergang bis hin zum Verfassen von Trivialromanen für die Regenbogenpresse ist aber nur die eine Seite der Medaille. Um meinen inneren Kompass nicht gänzlich zu verlieren, machte ich es mir zur Pflicht, mich mit täglichen Fingerübungen »frisch« zu halten.

Das Manuskript ist 33 Jahre alt. Der Abstand zum Jahr 1985 ist aus zweierlei Gründen interessant: zum Einen wird klar, auf welch fatale Weise die Dinge fortgeschrieben wurden, von denen hier so häufig die Rede ist. Zum Anderen transportiert das Buch den Duft der Achtziger, ein Jahrzehnt, das dem Minimalismus in zu engen Anzügen huldigte und dem wir in Nostalgie verbunden sind. Bei der Überarbeitung des Textes habe ich mich wie auf einer Zeitreise gefühlt und ich hoffe, dass es dem einen oder anderem Leser ähnlich ergeht. »Es ist schade, dass alles nur Worte sind«, hat Ingeborg Bachmann einmal gesagt, »ich wünschte mir einen richtigen Scheiterhaufen.« 1985 ist ähnlich zu verstehen.