Die ‚Forstau-Saga’: Fortsetzung mit Suchtpotential
Anna Hohleitner ist eine ganz besondere Person: Ausgestattet mit der geheimnisvollen Gabe, durch Schmecken in andere Welten und Zeiten einzutauchen, wächst sie bei ihrer Mutter Marie und deren Ziehschwester Barbara in der rauen Bergwelt der Tauern auf. Das harmonische Verhältnis wird durch Annas Stiefvater Roman empfindlich gestört – durch seine Gier und Brutalität stiftet er steten Unfrieden. Selbst ein Gejagter und Gefangener seiner unglücklichen Kindheit und Jugend bei den Roma, bringt er Missgunst, Streit und Tod in die Familie. Und zwingt so jede auf ihre Weise zum Handeln…
Drei Frauen – drei Schicksale, untrennbar miteinander verbunden: Anna, Marie und Barbara wollen, ja müssen, ihr Schicksal annehmen. Während Marie sich fügt, geht Barbara einen eigenen Weg. Anna begleiten wir bei ihrer Entwicklung vom stillen Mädchen zur selbstbewussten Erwachsenen. Bekannt aus dem ersten Teil der „Wintertöchter“-Trilogie „Die Gabe“, folgen wir nun den drei Frauen weiter auf ihrem Lebensweg, erleiden ihre Qualen, erleben ihre Erfolge und tauchen ein in ihre Gedankenwelt.
Der zweite Teil der ‚Forstau-Saga’ setzt kraftvoll fort, was der erste Band der Trilogie begonnen hat: Eine beeindruckende Geschichte mit immer wieder neuen, ungewöhnlichen Wendungen, Zeitsprüngen und Perspektiv-Wechseln, die stets andere Blickwinkel öffnen, glaubhaft gezeichnete Personen, mit denen man beim Lesen Freundschaft schließt, Naturschilderungen vom Feinsten und sorgfältig recherchiertes naturheilkundiges und zeithistorisches Hintergrundwissen. Kurze Rückblenden erlauben den vollen Lesegenuss des zweiten Teils auch ohne die Lektüre des ersten. Freuen darf sich die „Wintertöchter“-Fangemeinde auf den abschließenden dritten Teil, der die Saga weiterspinnt und in der Gegenwart endet.
Eindrucksvoll wieder die kurze, knapp gehaltene und doch ausgesprochen poetische Sprache – sie transportiert das raue und doch herzliche Wesen der Bergwelt auf ihre ganz eigene Weise. Leise, unprätentiös und doch fesselnd schleicht sich die ‚Saga’ beim Lesen ins Kleinhirn ein und hinterlässt leichte Entzugserscheinungen, sobald man das Buch beiseite legt: Ein Roman mit Suchtpotential, der seine Leser vom Sofa, aus der Badewanne oder vom U-Bahn-Platz hineinsaugt in die Welt der Bergbauern, Sennerinnen und Heilkundler, der Träumenden, Liebenden, Leidenden und der großen Kämpfernaturen.
Die Forstau, den Haindlhof und den Julianenhof gibt es tatsächlich, wenn auch teilweise unter anderem Namen. Schriftstellerin Mignon Kleinbek kennt die Gegend in den österreichischen Bergen von vielen Urlauben und ließ lokale Gegebenheiten in die Erzählung einfließen. Ansonsten ist die Geschichte Fiktion, wobei historische Ereignisse wie der Ungarn-Aufstand 1956 oder die technischen Neuerungen der fünfziger Jahre detailgenau eingewoben sind.
Die Autorin Mignon Kleinbek hat bereits mit „Nach Oben“ (2015) und „Bähmulle“ (2016) zwei sehr erfolgreiche medizinische Sachbücher geschrieben. „Nach Oben“ wird nun auch ins Englische übersetzt. Im Jahr 2017 legte sie mit „Wintertöchter – Die Gabe“ ihren Debutroman vor, der nun bereits in der 2. Auflage erschienen ist.
- Veröffentlicht am Freitag 23. November 2018 von Pinguletta Verlag
- ISBN: 9783981767896
- 360 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur