Julian

von

Er war in meinem Plan nicht vorgesehen…

Als mir meine Mutter damals ihren gewalttätigen Freund vorzog, war alles, was ich bekam, ein Zimmer in einem Kinderheim. Aber bald bin ich achtzehn und endlich frei.

Dachte ich… bis ich durch den dummen Sweater in meinem Rucksack – okay, okay, er ist geklaut – vor dem Jugendrichter lande. Und sieh mal einer an, meine Mutter ist auch da.

Am liebsten möchte ich tot umfallen, als mich der Richter zur Strafe mit ihr nach Süd-Frankreich schickt. Halt, ich nehme es zurück. Lieber soll sie tot umfallen! Und dann sagt plötzlich jemand, sie hat Krebs. Wow. So schnell wurde mir noch nie ein Wunsch erfüllt.

Bis es aber soweit ist – oder bis ich achtzehn werde, was auch immer zuerst kommt – muss ich Sozialstunden in den Weinbergen irgendwelcher Verwandter abarbeiten.

Ja, genau… als ob ich freiwillig auch nur einen Tag dort bleiben würde!

Die Weinberge halten allerdings noch eine ganz andere Überraschung für mich bereit. Julian.

Der junge Pfleger meiner Mutter geht mir unter die Haut wie niemand zuvor. Er lässt keine Gelegenheit aus, um mich zu provozieren, und irgendwie scheint er jeden Schritt meines Fluchtplans vorauszuahnen. Wie zum Teufel?

Doch dann macht er einen klitzekleinen Fehler… meinetwegen.
Und plötzlich stehe ich vor einem Geheimnis, bei dem mir das Blut in den Adern gefriert.