Der Fürst von Raitenau

Historischer Roman

von

Wie rücksichtslos er den uralten Gottesacker vernichten, die Häuserzeile
der sechzig Bürger der Stadt schleifen ließ: es ist längst verdrängt und
verklärt durch seinen neuen Dom und die herrlichen Plätze ringsum.
Verdrängt und vergessen ist auch der Sinneswandel des Raitenau, der
als junger Fürsterzbischof köpfen und vierteilen ließ, bis er verstand,
dass er seine Macht als Fürst und als Erzbischof nicht erhalten kann,
wenn er seine tüchtigsten Untertanen vernichtet.
Der einstige Fürsterzbischof gilt als der bedeutendste Bauherr der
Stadt Salzburg. Seine wirtschaftliche Vision, die Fundstätten von Salz,
des Weißen Goldes, mit dem Schwert unter einen Hut zu bringen,
wurde ebenso zerschlagen wie sein Kampf gegen die Hurerei der
römisch-katholischen Priester; wie sein Feldzug gegen das Zölibat als
Ungehorsam gegen Rom angeprangert wurde. Hatte er den falschen
Weg eingeschlagen? Er war eine geheime Ehe eingegangen und hatte
mit der ihm vor Gott angetrauten Frau sechzehn Kinder gezeugt.
Seine Feinde, die Kurie in Rom und die streng katholischen,
nachbarlichen Dynastien Habsburg und Wittelsbach, hatten sich als
stärker erwiesen.
Doch weder Rom noch die beiden Herrscherhäuser konnten den
mächtigsten Kirchenfürsten nordseits der Alpen durch einen
Handstreich aus der Welt schaffen. Mit teuflischer Grausamkeit und
jesuitischer Schläue musste er in die Ewigkeit gequält werden.