Karussell

von

„Dort oben rauchten wir dann Zigaretten und blickten auf den Spielplatz herab mit einer Geringschätzung, als würde uns das alles – die verbeulte Rutsche und der klumpige Sand, das Klettergerüst und die Federwippen im Tierdesign, auf denen wir jetzt nicht mehr sitzen konnten, ohne unkontrolliert auf eine Seite zu kippen – schon lange nicht mehr interessieren, als wären wir nie hier gewesen und auch nie todtraurig darüber, wenn unsere Mütter uns am Ende des Tages abholten und wieder mit nach Hause nahmen.“

Genau zehn Jahre nach PUSSYKILLER lässt Pavo Pejic seinen Erzähler Paul sich erinnern: An den Geschmack des erstes Bieres, wenn man fünfzehn Jahre alt ist, und an den Geruch von Mädchen. An Schuleschwänzen in der Hoffnung, davonzukommen. Eltern, denen alles zu entgleiten droht. Und vor allem an seine Freunde und wie Paul sich dagegen stemmt, dass sie sich von einander entfernen. Aus einem anderen Blickwinkel erlebt er die Geschehnisse noch ein Mal mit und berichtet dabei von der Sehnsucht, unterwegs zu sein, ohne irgendwo anzukommen.
Rasant, optimistisch und mit Gespür für die wichtigen Details schildert Pavo Pejic die neugierige Suche der Jungen nach Freiheit und den Wunsch, wegzulaufen, dem Bedürfnis, sich zu verstecken, und der Angst, zurückzubleiben. Die Erinnerungen daran sind wie Träume – ineinander gewoben, mit fließenden Übergängen, dann grell und laut, Erinnerungen durch Geräusche, Konturen, Gefühle.
Das titelgebende Karussell, die Drehscheibe, wird zum Symbol für Herunterspringen oder Weitermachen, für Festhalten oder Loslassen. Mit dem Abstand von Jahren will Paul verstehen, was vorgefallen war, was diese Geschichten ausmacht, und wie sicher er sich in ihnen sein kann.