Die Tigerin

Eine absonderliche Liebesgeschichte Mit einem Essay von Alban Nikolai Herbst

von

Als Bichette, die »Tigerin« und ungekrönte Königin unter den kleinen Huren von Paris, auf Fec trifft, ist es um sie, ist das Unglaubliche geschehen: scheinbar »bezähmt«, verfällt sie ihm, mit Haut und Haaren – und er ihr: »Die folgenden Tage verbrachten sie ununterbrochen beisammen. Ebenso die Nächte.« Auftakt zu einem gefährlichen Spiel, das in den Luxushotels und Casinos von Nizza einer Eskalation entgegenwirbelt – mit einer ungeahnten, grotesken Wendung am Montmartre …

Alfred Döblin erkannte als einer der Ersten: »Die Tigerin ist ein ausgezeichnetes Kunstwerk … Es ist der – eigentlich nicht und nie endende – Kampf zweier menschlicher Naturwesen, – die jenseits der bürgerlichen Moral stehen, – miteinander und mit ihrer besonderen Umwelt … wie sie sich finden … wie sie dann auf ihre Art parasitär über die Umgebung herfallen, wahrenddessen der tigerhafte furchtbare Liebeskampf weitergeht …– wie sie sich von einander reisen und nicht auseinander können (denn im Grunde ist nicht nur sie Tigerin, sondern sie hält ihn fest, weil sie in ihm den Tiger sieht) …«

Serners Tigerin war – wegen ihrer Erotik und ihres grandiosen Argots – so herausfordernd, das mit ihr kurzer Prozeß gemacht werden sollte: Nur gingen Beschlagnahmungen und ein Verbotsversuch »zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften« von 1931 nach hinten los. Gutachter wie Alfred Döblin oder Max Herrmann-Neiße begeisterten sich für die Geschichte um ein »Liebespaar der anrüchigen Sphäre … mit den Erregungen und Eklats« (MHN).

Jahrzehnte später, 1992, wurde Die Tigerin – keineswegs kongenial und recht frei – von der DEFA verfilmt und – ebenso unglücklich – vom Filmverleih mit Paul Verhoevens Basic Instinct verglichen. Unsere Neuausgabe des Romans umfaßt einen Essay von Alban Nikolai Herbst sowie einen Anhang mit Biographischem und Dokumenten.