Jagt sie weg!

Die Schwarzenbach-Initiative und die italienischen Migranten

von

1968 initiiert Nationalrat James Schwarzenbach die Ausschaffungsinitiative. Ihr Ziel: Die Überfremdung der Schweiz verhindern und mehr als 300‘000 vorwiegend italienische Gastarbeiter nach Hause schicken. Dies ist der Startschuss zu einer beispiellosen Hetzkampagne, die über Jahre andauert, die Schweizer Bevölkerung entzweit und 1970 nur hauchdünn verworfen wird.
In seinem halb autobiografischen, halb historischen Buch erzählt Concetto Vecchio von seinen Eltern, einfachen Sizilianern, und von weiteren Migranten, die in den 1960er-Jahren ihr Glück in der Schweiz suchten, aber auf unverhohlenen Fremdenhass stießen, als Arbeitskräfte ausgebeutet und als Menschen ausgegrenzt wurden.
Unerbittlich lässt Vecchio die beiden Welten aufeinanderprallen: Diejenige von Schwarzenbach, dem reichen Industriellensohn, der als Vorläufer der heutigen Rechtspopulisten gilt, sowie diejenige der entwurzelten Gastarbeiter, die dem Nachbarland einen Wirtschaftsboom bescherten und dennoch auf Hass und Ablehnung stießen. So unvorstellbar die institutionelle Diskriminierung und der soziale Ausschluss der Italiener aus heutiger Sicht sind, so zeigt der Rückblick dennoch, dass an der Debatte inhaltlich wenig geändert hat. Lediglich die Sündenbockrolle wurde an andere Minderheiten weitergereicht.