Blauzeug

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Das lyrische Grabmal Blauzeug ersetzt den architektonischen Grabstein durch ein fragileres Grab aus Worten und Farben, die einer Liebe und einer Familie in nuce gedenken: In ihrer Schlichtheit und ihrer Unwiederbringlichkeit.
Nur bedingt reiht es sich daher in die französische Tradition des Tombeau ein, einer Hommage an die Herrschenden der Welt im 16. Jahrhundert Frankreichs und Italiens, neu aufgelebt im 19. Jahrhundert in Frankreich als Gedenken eines großen Dichters an andere. Im Gegenteil: Das vorliegende Grab aus Gedichten ist von einer Frau für den allzu früh an Krebs verstorbenen Mann gerichtet, um die Stationen des gemeinsamen Wegs als Spuren lebendig zu erhalten und der Liebe, auf der Grenze zwischen zwei Kulturen, die sich weithin einander ausschließen, Präsenz zu verleihen – einer Liebe, die sich auch als kulturell und religiös verbindende Kraft versteht und um deren Anerkennung gerungen werden muss. Blauzeug – wie „Grünzeug“ im alltäglichen Leben – orientiert sich am Erleben des alltäglichen Anderen, der prinzipiell jedem erfahrbar bleibt.