1) Einige der Helden des Buches haben sich am Anfang des Romans einem ungewöhnlichen Abenteuer gestellt. Menschen sind sie, junge Kadetten der Raumakademie allesamt, denen es nicht schnell genug gehen kann, dass sie in verantwortlicher Position ins All reisen können.
Einige von ihnen hoffen, die Bedingungen einer gnadenlosen Spezialauslese zu überrumpeln. Sie sind überzeugt, in einem unmenschlichen Spektakel ihre Menschlichkeit bewahren zu können. Aber zu den vorhersehbaren Bewährungen kommen unvorhergesehen dazu, die beispielsweise Gorillaköpfe tragen, obwohl es – das ahnen die Kadetten schnell – keine Gorillas sein können.
Einige unter diesen einigen werden das Labyrinth des Kampfes jeder gegen jeden lebendig überstehen. Nun erst erfahren sie den eigentlichen Sinn ihrer Auslese: Einer kleinen Gruppe von Superreichen ist die Erde nicht mehr lebenswert genug. Das haben sie mit den meisten Menschen gemeinsam, nur sie verfügen über die Mittel, sich eine neue Erde zu suchen. Und die Wissenschaft bietet ihnen einen neuen Weg: Es wurde ein stabiles großes „Wurmloch“ in erreichbarer Raumnachbarschaft entdeckt, dessen Passage den Übertritt in eine total andere Welt verspricht. Dieses scheinbar hoffnungsvolle Versprechen wird ganz unerwartet eingelöst: Niemand weiß danach noch, wer, ja sogar, was er ist. Die Mitglieder der Geheimloge der 496 genauso wenig wie die Crew des Superraumschiffs.
2a) Dass eine der Kadettinnen Zeuge eines Ritualmordes wird, spielt für den Fortgang der Handlung nur eine Randrolle: Unmittelbar nach ihrem Erlebnis versucht Ta mit ihrem aufgewühlten Zustand dadurch klarzukommen, dass sie einen Brief an die Wesen schreibt, die alle zu treffen hoffen, in dem sie vor den Menschen ihres Raumschiffes warnt. Diese Warnung kommt ausgerechnet in dem Moment an, in dem sie am unglaubwürdigsten erscheint.
In gewisser Hinsicht korrespondiert die Warnung der Ta mit sehr vagen Befürchtungen der Schlüsselfigur aller Ereignisse auf der erdabgewandten Seite des Wurmlochs.
Auf dem Planeten Noytja leben die menschenähnlichen Spank. So sehr sie äußerlich den Menschen ähneln, so anders sind die Verhältnisse, unter denen sie miteinander zusammen leben. Hätten die abreisenden Menschen von denen gewusst, hätten sie sie wahrscheinlich „kommunistisch“ geschimpft: herrschaftsfrei, ohne Geld, also auch Not jeder Art, leben sie seit vielen Generationen auf hohem technischen Niveau zusammen. Die wenige Arbeit, die durch die Spank selbst zu erledigen ist, ist begehrt und ehrenvoll, Ausnahmen unbedeutend.
Bei Ago-Jo weiß man nicht, ob er eine Ausnahme werden könnte. Auf jeden Fall gebraucht er seine vielfältigen Talente nicht normgerecht. Weil der 16-jährige seiner Freundin einen Stern schenken will, hackt er sich ins System des zentralen Observatoriums ein und ergaunert so eine ungewöhnliche Belohnung: Er darf mit jenem Raumschiff mitfliegen, das das Objekt ablenken soll, das in der Nähe des Wurmlochs plötzlich aufgetaucht ist und auf einem Kollisionskurs Richtung Noytja fliegt.
3) Ago macht eine Geschichte zum Erzählen aus seiner Ahnung, die das Scheitern der Begegnung zweier unterschiedlicher Zivilisationen durchspielt. Zu dem, wie die Begegnung mit der menschlichen Zivilisation dann wirklich aussieht, passt die Krakenwelt allerdings nicht.
2b) Wieder gerät Ago-Jo in die erste Reihe, richtiger: er schiebt sich vor. So lernt er ganz nebenbei vor allem, mit großen „Babys“ umzugehen.
Weil sich das Ende der Quarantäne der Menschen im endlich erreichten Orbit der Noytja hinauszögert, bekommt Ago die nächste Gelegenheit zum großen Erzählen.
4) Diesmal ist es eine sehr persönliche Geschichte, von einem Geschwisterpaar, das die Verhältnisse aus der Warte von herumstreunenden Waisenkindern erlebt, die sich fremder Aufsicht zu entziehen versuchen. Wie geht man miteinander um … wenn das Achten auf die Anderen zur Bedrohung wird.
2c) Als er die auflösende Gerichtsszene beschreibt, ahnt Ago-Jo noch nicht, dass er selbst gleich vor Gericht stehen würde. Beides ungewöhnliche Fälle: Bei den Geschwistern ist ihre Reife zu prüfen, eine Familie ohne Erwachsene sein zu dürfen, … und im Fall Ago steht die Frage im Raum, was man mit jemandem machen soll, der den höchsten Wert einer Gemeinschaft ergaunert hat, den er nicht zurückgeben kann: öffentliche Aufmerksamkeit und Ansehen …
Fast gerät die Zukunft der Menschen in den Hintergrund. Denn ungeklärt bleibt, was denn wird, wenn sie ihre Persönlichkeit zurückgewonnen haben. Das aber ist am Ende des Buches noch „Zukunft“.
Die Noytja-Welt ist der Ansatzpunkt mehrerer nachfolgender Bücher …
- Veröffentlicht am Freitag 31. Juli 2020 von Verlag neun9zig
- ISBN: 9783944907253
- 458 Seiten
- Genre: Belletristik, Science Fiction