Hinter verschlossenen Türen oder: die Dame in Rot

von

Innere Spannung und Dramatik garantiert der Roman über das Schicksal einer Flüchtlingsfamilie im Nachkriegsdeutschland.
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen eine aus den Ostgebieten vertriebene Mutter mit ihren fünf Kindern im Säuglings- bis zum Teenageralter.
Sanft wird in die Lebensbedingungen der Familie eingeführt, die Anfang der fünfziger Jahre aus der ehemaligen DDR nach West-deutschland übersiedelt.
Die Mutter bemüht sich, ihre Kinder vor den Einflüssen einer ihr fremden Welt und Lebensweise zu bewahren, flüchtet sich in Vergangenes und Isolation.
Als das Realität wird, was alle lange Zeit erhofften, alles geordnet verlaufen könnte in eigener kleiner Neubauwohnung, mit Witwenrente, Vollbeschäftigung ihrer großen Kinder und der Schule ihrer Jüngsten, ist es gerade die Mutter, die den Kindern tiefste Wunden zufügt und unvergessliche Szenen liefert durch Depressionen und Medikamentenmissbrauch.
Schwere Gemütsschwankungen,die in Selbstmordandrohungen gipfeln, variiert und steigert sie dramatisch. Sich zum Mittelpunkt der Gedanken und Sorgen ihrer Kinder zu machen, sie durch Druck und Angst an sich zu binden, ist ihr Ziel. Sie verliert sie gerade dadurch.
Die Kinder geben sich gegenseitig Halt und fühlen sich schuldig am Leiden der Mutter.
Im Vertuschen liegt das eigentliche Versäumnis der Kinder. Den Weg einer Entziehungskur scheuen sie wegen der „Leute“.
So festigt sich über zweieinhalb Jahrzehnte ein Schlafmittelkonsum, der durch den Tod der Mutter im Landeskrankenhaus endet.