Unsichtbare Wege ins Freie

Erzählung

von

Simone lebt seit zehn Jahren in Südfrankeich in einem Wohnprojekt, ihr
Sohn Yann studiert Musik in Toulouse. Simone ist Klavier-Stimmerin.
Am Morgen nach der Verordnung „Bleiben Sie zu Hause!“ steht Xavier vor
ihrer Tür, den sie aus der Klavier-Stimmer-Gruppe kennt. Er möchte nicht
allein eingesperrt sein, und sie nimmt ihn auf.
In dem neuen eingeschränkten Leben ist alles, was ihnen sonst Verdienst
und Struktur gab, weggefallen. Sie lernen sich kennen, wandern gemeinsam,
erzählen sich ihre Geschichte.
Simone führt Xavier in ihre Öko-Gruppe ein, der es um Décroissance geht,
die Ablehnung des Wirtschaftswachstums. Sie finden Wege und geheime
Orte, um sich zu treffen und ihre Arbeit fortzusetzen, organisieren Konzerte.
Simone und Xavier gehen eine immer tiefere Nähe ein, doch sie stellen fest,
dass die Einsperrung sich auch auf ihre sexuellen Empfindungen auswirkt.
Nachdem die Regeln gelockert werden, tauchen zwischen ihnen Missverständnisse und Verletzungen auf. Sie müssen sich aus der Symbiose hinaus
wieder zu eigenständigen, erwachsenen Individuen entwickeln.