Der Spleen von Paris (Le Spleen de Paris – Kleine Gedichte in Prosa)

Deutschsprachige Ausgabe

von

Man muß immer trunken sein. Das ist alles: die einzige Lösung. Um nicht das furchtbare Joch der Zeit zu fühlen, das euere Schultern zerbricht und euch zur Erde beugt, müsset ihr euch berauschen, zügellos. Doch womit? Mit Wein, mit Poesie oder mit Tugend, womit ihr wollt. Aber berauschet euch.
Und wenn ihr einmal auf den Stufen eines Palastes, auf dem grünen Grase eines Grabens, in der traurigen Einsamkeit eures Gemaches erwachet, der Rausch schon licht geworden oder verflogen ist, so fraget den Wind, die Woge, den Stern, den Vogel, die Uhr, alles was flieht, alles was seufzt, alles was vorüberrollt, alles was singt, alles was spricht, fraget sie: »Welche Zeit ist es?« und der Wind, die Woge, der Stern, der Vogel, die Uhr werden euch antworten: »Es ist Zeit, sich zu berauschen! Um nicht die gequälten Sklaven der Zeit zu sein, berauschet euch; berauschet euch ohne Ende; mit Wein, mit Poesie oder mit Tugend, womit ihr wollt.« (Charles Baudelaire, Berauschet euch, S. 39)

Enthält die folgenden Prosagedichte:
Der Fremdling
Das Bekenntnis des Künstlers
Das Doppelzimmer
Jeder seine Chimäre
Der Narr und die Venus
Der Kuchen
Eine Hemisphäre im Haar
Die Versuchungen oder Eros, Plutus und der Ruhm
Die Einsamkeit
Schön-Dorothea
Die Augen der Armen
Ein heroischer Tod
Die Neigungen
Der Thyrsus
Berauschet Euch
Die Fenster
Die Sehnsucht zu Malen
Die Wohltaten des Mondes
Ein Pferd von Rasse
Der Hafen
Fräulein Bistouri
Anywhere out of the World

Charles Baudelaire.
Der Spleen von Paris.
(Le Spleen de Paris – Kleine Gedichte in Prosa)
Deutschsprachige Ausgabe: Übersetzt von Camill Hoffmann.
Durchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe folgt dem Erstdruck dieser Übersetzung unter dem Titel:
Gedichte in Prosa, Insel Verlag, Leipzig 1914. Die Leipziger Ausgabe enthält eine Auswahl von 22 aus ursprünglich 50 Gedichten.

Die ursprüngliche Sammlung der stilistisch ausgefeilten Prosagedichte wurde von Baudelaire selbst mehrfach als „Le Spleen de Paris“ bezeichnet, nach seinem Tod aber erstmals unter dem Titel „Petits Poèmes en prose“ von Michel Levy (1869 im vierten Band des Gesamtwerkes) herausgegeben.

Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag