Epik

Gedichte & Geschichten

von

Ich kehre immer wieder zurück. Wie der Täter an den Tatort. Der Vergleich hinkt, ich weiß, es fühlt sich aber so an.
Wie oft ich konkret zurückgekehrt bin, läßt sich an den Fingern ab- zählen. Vielleicht war es auch mehr als zehnmal, vielleicht auch weniger. Das spielt doch überhaupt keine Rolle. In Gedanken bin ich in den letzten zweiunddreißig Jahren immer wieder zurückgekehrt, und das zählt.
Und bei diesen meinen Rück- kehren kehre ich weder nach Ru- mänien zurück, noch ins Banat, sondern in mein Dorf, in dem ich die letzten dreizehn Jahre bis zu meiner Emigration nach Deutsch- land gar nicht mehr gelebt habe, nur noch bei meiner Mutter zu Besuch gewesen bin.
Mein Dorf! Das ist keine An- maßung, das kann ich ruhig so sagen und hier so stehen lassen, weil Wiseschdia, im westlichen Zipfel des Banats unweit der serbischen Grenze gelegen, nur in meinem Kopf so existiert. Auch als Idylle.

Gedichte und Geschichten in einem Band. Warum wohl?
Die Gedichte unter dem Titel Redensarten verhandeln, was Gedichte schon immer verhandelten: Befindlichkeiten in bezug auf Erlebtes. Im ersten Zyklus, Lichtblicke, Schattenblicke, sind Natur, Alltag, der Schreibakt Gegenstand poetischer Reflexion, im zweiten Zyklus, U.a. eine Frage des Ver- gangenheitsbewältigung, sind es die Kindheit auf dem Dorf und die Emigration aus Rumänien nach Deutschland.
An diesen zweiten Gedichtzyklus knüpfen die Geschichten in Anläufe an. Die erste und längste, Die Geschichte von Anna und Jakob, erzählt in geraffter Form die Familiengeschichte der Eltern und unter welchen Umständen die sich infolge des Zweiten Weltkriegs kennenlernten, die anderen erzählen, unter Einbeziehung geschichtlicher und sozialpolitischer Aspekte, vom Heimatdorf, vom Hausgarten, von prägenden Erinnerungen an eine Kuh, an Hunde und Katzen, einen Teich und eine Silberpappel. Die beiden letzten Geschichten, Vom Auftauchen meines Ururgroßvaters und Gelder, thematisieren den sogenannten Freikauf der Deutschen aus Rumänien durch die Bundesrepublik Deutschland. (Johann Lippet)