AEIOU

von

Zwei naive junge Frauen geraten „an den falschen Mann“. Die eine im Wien des 19. – die andere im Wien des 20. Jahrhunderts. Das psychische und physische Leiden, verursacht durch ihre unglückliche und unerwiderte Liebe, steigert sich allmählich zur Obsession. Während Agnes ihr Leiden im Jahre 1886 mit einem tradierten und unreflektierten Glauben gleichsam zu verstehen wie zu betäuben versucht, glaubt Elisabeth hingegen an gar nichts und ist ihrem Leiden somit im Jahre 1997 schutzlos
ausgeliefert.

„(…) In anderen Städten bleibt das Leiden stets an der Oberfläche. Und mit ihm die Leidenschaft. Vor allem in Paris. Wo es einfach abprallt. Und keinen Halt findet. An den goldenen Sandsteinfassaden. In Wien aber verfängt es sich. In den düsteren, kopfsteingepflasterten Gassen. In den alten, dreckigen Häusern. Des II., III., IV. und V. Bezirks. Deren Geruch nach Moder und Holzfäule bereits unzählige Liebesseufzer anderer in sich gefangen hält. Dort kratzt es beharrlich am Verputz. So lange. Bis das fröhliche Schönbrunner Gelb plötzlich nachgibt. Und die fleischroten Ziegel zum Vorschein kommen. Aus der Fassade herausquellen. Wie Gedärm. Aus einem aufgeplatzten Kadaver. Der bereits in Verwesung übergegangen ist. Und an allen Ecken und Enden stinkt. (…)“