In der Generation von Signe Hanselmann-Katz gibt es viele Menschen, die sehr starke und auch ganz frühe Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegsjahre haben und darüber teilweise erst im Alter oder lieber gar nicht sprechen. Doch die meisten können auch von glücklichen oder lustigen Momenten erzählen. Für die nachfolgenden Generationen ist es immer wieder interessant zu sehen, wie gewaltig sich das Leben in den letzten 80 Jahren verändert hat, und vielleicht tragen solche Erinnerungen dann auch dazu bei, das Verhalten der Eltern und Großeltern besser zu verstehen.
„Meine erste Erinnerung geht sehr früh zurück, ich war damals erst etwa 11 Monate alt. Es war der Bombenangriff auf Lübeck. Ich weiß noch genau, dass das Körbchen, in dem ich schlief, am Vorplatz vor dem Schlafzimmer meiner Eltern stand. Es war schon dunkel und meine Schwester Karin kam die Treppe herauf, sie wirkte sehr aufgeregt und ängstlich. Sie schaute aus dem Fenster und sagte immer wieder es brennt, es brennt. Im Winter, wenn die Bäume kein Laub haben, kann man von unserem Vorplatz aus sehr gut die Türme von St. Marien sehen.
Ich habe meine Mutter viele Jahre später einmal gefragt, ob es möglich wäre, dass der Stubenwagen einmal dort gestanden hat und sie antwortete mir, woher weißt du das? Weil ich mich erinnere.
Noch heute, wenn es im Winter ein besonders schönes Abendrot Richtung Marienkirche gibt, sieht es für mich aus, als ob es brennt. Dass ich meine ganze Kindheit hindurch panische Angst vor Feuer hatte, führe ich auf diese frühe Erinnerung zurück.“
- Veröffentlicht am Donnerstag 27. Mai 2021 von Katz, C
- ISBN: 9783938047835
- 132 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählungen, Historische Romane