Das unreife Wanken des Schlüpferdiebs in der Wolfsschanze

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Konrad und seine Freunde Halleluja, Ratte und Hutzel dürfen noch einmal mit ins Ferienlager der CSSR. Der allesbeherrschende Industriebetrieb ihrer DDR-Provinz-Heimatstadt hat es für die Kinder der treuen Parteimitglieder organisiert. Doch die vier Kumpel zieht es die meiste Zeit in ein altes Gewölbe im Wald, das sie zur Wolfsschanze erklären. Dort spielen sie den Zweiten Weltkrieg nach, wobei sie die Rollen Hitlers, Himmlers, Goebbels und Rommels sorgfältig untereinander aufteilen. Aber je stärker ihr Spiel ausufert, desto schwerer lässt es sich vor den Betreuern verheimlichen. Und da sind auch noch die Mädchen im Lager, die mit einem anderen, verlockenderen Spiel für Aufmerksamkeit sorgen.
In einer Zeit politischer Veränderungen wird das Erwachen für alle Beteiligten zu einem Krisensommer. Die Beat- und Rockmusik infiziert die Jugendlichen, Eifersucht und sozialistisch feindliches Treiben sorgen für Misstrauen und Bespitzelung. Alle Spiele drohen zu eskalieren.

Frank Michael Wagner wirft in seiner bitterbösen Satire einen zeitgeschichtlichen Blick auf die DDR in den frühen 1970er Jahren. Die Erwachsenen verhalten sich nicht gerade vorbildlich sozialistisch, entpuppen sich als Opportunisten, um sich ihren eigenen Vorteil zu sichern. Das wirkt sich auch auf die Erziehung aus, die janusköpfige Gestalten hervorbringt: ebenso fleißig, pflichtbewusst und gebildet wie angepasst, ausnutzbar und latent fremdenfeindlich. Ein Roman über die eigenwillige Moral einer Gesellschaft, die sich nach Freiheit sehnt, aber die Freiheit nicht sehen kann.