Theatertexte

Ein Schauspiel

von

Gerhard Anton von Halem (1752–1819) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Spätaufklärung. Wallenstein (1786) ist sein erstes und – auch mit Blick auf die spätere Bearbeitung des Stoffes – weitaus bedeutendstes Drama.
Der Text enthält innovative Züge hinsichtlich der charakterlichen Konturierung des Generals aus dem Dreißigjährigen Krieg, die Schillers Darstellung beeinflusst haben mögen. Die Geschichte des angeblichen Verrats an Kaiser Ferdinand II. wird in Halems Schauspiel vor dem Hintergrund der wiederholten Ehrverletzungen des Helden problematisiert. Ferner erscheinen Wallensteins politische Ambitionen nicht nur als ein Produkt seines Machtstrebens, sondern entsprechen einem unzeitgemäß aufklärerischen Entwurf, der in einem Kontext von Obskurantismus und Intoleranz zum Scheitern verurteilt ist. So bildet das Stück ein interessantes ideengeschichtliches Dokument, in dem zeitgenössische Debatten wie der Friedensdiskurs oder die antijesuitische Polemik Nachhall finden und das an mehreren Stellen die intensive Beschäftigung des Autors mit der politischen Lehre Rousseaus durchscheinen lässt.
Das Schauspiel wurde aufgrund seiner Missachtung der aristotelischen Regeln nie aufgeführt, fand jedoch eine breite Rezeption und wurde von den Rezensenten der Zeit als ein »treffliches Stück Arbeit« und eine »glückliche Aeußerung dramatischer Kunst« gefeiert.