Mit Kant-Zitaten zum Orgasmus

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Im Grunde sind die Deutschen ein lustiges Völkchen: Sie geben sich redlich Mühe, alles richtig zu machen, und versagen genau deshalb. Und da nichts komischer ist, als an sich selbst zu scheitern, stellt Moritz Netenjakob mit genüsslichem Spott ein Ensemble aus liebenswerten Neurotikern zusammen, die konsequent an der Tücke des eigenen Charakters verzweifeln.In »Germanische Erotik« will ein Lehrerehepaar sein Sexleben durch ein erotisches Rollenspiel an einer Hotelbar wieder in Schwung bringen – er als heißblütiger Italiener, sie als russische Prostituierte – und verheddert sich dabei in der eigenen Political Correctness. In »Deutsche vs. Gefühle« findet ein Ehepaar aus der Eifel die passende Antwort auf eine Ufo-Attacke: Anzeige wegen Falschparkens. Und in »Deutschland und die Klassenfrage« will sich ein reich gewordener Grüner ein Fünf-Gänge-Menü zur Sitzblockade gegen die Castor-Transporte liefern lassen.In seinen Geschichten gelingt Moritz Netenjakob das Kunststück, exakte Alltagsbeobachtung, beißende Satire und warmherzige Figurenzeichnung zu einem Panoptikum deutscher Befindlichkeiten zu verweben, das vor allem eins ist: sehr, sehr komisch.