Zwischen Idylle und Grauen

von

Die Neuerungen, die Vladimir Bartol in die slowenische Literatur einführte, waren so weitreichend, dass es erst zwanzig Jahre nach seinem Tod zu einer intensiven Befassung der breiteren literarischen Öffentlichkeit mit diesem Autor kam. Die sieben zwischen 1935 und 1940 entstandenen Novellen, die Bartol zu dem Erzählband mit dem Titel Zwischen Idylle und Grauen zusammenfasste, wurden
erst 1988 als Buch veröffentlicht.
‚Mit diesen ›Novellen‹, die einen abgerundeten Ausschnitt aus der Welt der Fiktion dieses literarischen Einzelgängers darstellen, versuchte Bartol – der Autor des berühmten Romans Alamut – ein neues, hybrides Genre zu etablieren. Er wandte sich von der Schreibweise des sozialen Realismus, der vor dem Zweiten Weltkrieg den Mainstream in der damaligen slowenischen Literatur darstellte, ab, verabschiedete sich aber auch von den Erzählverfahren, die sich in der Tradition Cankars heraus gebildet hatten. Interessanterweise bedient er sich, wie vor ihm Cankar, der Ironie, handhabt diese allerdings auf eine ganz eigene Art, die mehr an E. T. A. Hoffmann und die spezifische Atmosphäre erinnert, die Freud in das Konzept des ›Unheimlichen‹ fasste. Die ironische Distanz, mit er der dieses anhand der kleinen slowenischen Verhältnisse, der Provinz und des Dorfes thematisiert und die Hand in Hand mit einer diskreten Kommentierung des Geschehens geht, weist Bartol als einen feinen Beobachter und als Autor von europäischem und weltliterarischem Format aus.‘ (Jelka Kernev Štrajn)