Ausgegrenzt

Ostdeutsche Kurzgeschichten

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Wer ist für Brüche und Hindernisse in seinem Leben verantwortlich, das Individuum oder die Gesellschaft? In der DDR gab es eigene Regeln, Anforderungen und Einschränkungen, die tief auf die Existenz des Einzelnen, einer Familie oder einer Gruppe einwirken konnten. Es kam vor, dass die Verärgerung über einen Diebstahl, oder das Klavierspiel an einem Trauertag ins Gefängnis führten. Es kam vor, dass ein hinuntergefallenes Parteibuch eine Beziehung beendete, dass die Beleidigung des Vaters den Sohn zu einer Ohrfeige verleitete, die ihn zwang, das Elternhaus Richtung West- Berlin zu verlassen. Dazu gehört auch, dass ein Kriegsinvalide seine Arbeit aufgibt, um nicht unrecht zu tun. Und das die Umstände und Normen Menschen zwingen, eine Position auszufüllen, die sie nie angestrebt haben. Auch gehört dazu, dass ein jüdischer Emigrant, der in der Emigration durch Hilfe von Kommunisten wieder Boden unter den Füßen bekam, sich eine jüdische Beerdigung wünscht und bekommt. Nach 1990 kamen andere Normen, die den Menschen unbekannt waren. Eine Abwicklung über sich ergehen zu lassen, war nicht nur der Verlust des Arbeitsplatzes, sondern wirkte schmerzlich bis in die Familie und den Bekanntenkreis.
Es gab vor 1990 und nach 1990 Ausgrenzungen über die es sich lohnt zu schreiben und die Frage nach dem Warum zu stellen