Mielkes lauerndes Ohr.

Drei Erzählungen

von

In George Orwells utopischem Roman „Ninety-Eighty-Four“ („1984“) von 1949, der warnenden Satire perfektionierter Herrschaftsapparate in diktatorischen Staaten, verfolgt das observierende Auge des „Großen Bruders“ mit Hilfe technischer Apparate die Menschen überallhin, bis in ihre Privat– und Intimsphäre. Inzwischen haben die Geheimdienste technische Strategien der Aushorchung, riesige Datensysteme entwickelt, die noch jenseits der Vorstellungskraft Orwells lagen. Solche Moloche der Verschlingung auch der letzten Reste von Privatsphäre haben ihre Vorgänger in der Geschichte. Einer von ihnen ist die Staatssicherheit in der DDR, der aufgeblähte Kontrollapparat des Genossen Erich Mielke. „Mielkes lauerndes Ohr“ erzählt die Biographie eines Mannes, der in die Mühlen dieses Apparats gerät. Ihre eigene Geschichte erhält in der Erzählung die jugendliche Regina.Motive der zweiten Erzählung, „Die Erpressung“, sind der Untergrund-Kampf des französischen Maquis, Kollaboration, Spießrutenlauf der Mütter von „Besatzungskindern“ und das Ende eines Freund-Feind-Denkens, das aber Narben hinterlässt. Erkennbar werden Stationen aus einer den Franzosen und den Deutschen gemeinsamen Geschichte des Zweiten Weltkriegs.„Schlag du nur das Tamburin – dein Bär tanzt“ erzählt vom Leben eines immer hilfsbereiten einfachen Mannes, den das aus Bremen ins Dorf geschickte „Postfräulein“ heiratet und, zwischen den beiden Kriegen, mit Klugheit als Nachfolger ins Amt lanciert. Nach dem Krieg bekommt er die kalte Seite des Wirtschaftswunders zu spüren und wird nun, auf verhängnisvolle Weise, sich selber untreu mit einer Unterschlagung. – Eine mit viel Lebensstoff gesättigte und weithin heitere, am Ende tragische Erzählung.