In unserer Zeit sind viele Menschen derart gottfern, daß sie keinen Gedanken an ein höheres Wesen, eine Verantwortung, ein Gewissen oder ein Jenseits ‚verschwenden‘. Sie bauen sich ein weltanschauliches Gefängnis, über dessen Mauern kein Hauch übernatürlichen Gedankengutes kommen darf, ohne auf beißenden Spott zu stoßen. Auch ihr Freundeskreis ist gut ausgewählt. Sie wollen bewußt keine Christen mehr sein, jedes religiöse Symbol wird aus ihrer Wohnung und Lebensphäre verbannt. Gott ist gestorben, es gibt ihn nicht – er ist eine Märchenfigur …
Bis dieser ‚gestorbene‘ Gott BASTA sagt. So lange bis Schicksalsschläge oder letztes Stündchen IHN in Erinnerung bringen. Wie ein greller Blitz fährt er dazwischen – ‚BASTA‘, genug jetzt.
Ein solches Machtwort sprach der Himmel in Messina am 28. Dezember 1908:
‚In aller Frühe um 5.20 Uhr, als die meisten noch schliefen, erfolgten zwei Erdbewegungen – die erste wellenförmig, die zweite stoßartig – die von einem schrecklichen Getöse begleitet wurden.
In wenigen Augenblicken lagen zwei große Städte, Messina und Reggio, und etwa fünfzehn Dörfer in Schutt und Asche. Das Beben forderte rund 200?000 Opfer.
Es war ein Unglück, das die Welt erregte und das ganze italienische Volk in tiefste Trauer versetzte. Kurz vor Weihnachten veröffentlichte in der Stadt Messina, die am härtesten getroffen wurde, die gottlose ‚humoristische‘ Wochenzeitung ‚Das Telefon‘ ein sakrilegisches Spottgedicht, das mit einer Herausforderung an die Gerechtigkeit Gottes endete:
Du kennst ja alle, die hier leben, laß doch mal die Erde beben!‘
Man hatte Gott herausgefordert. Gott hatte machtvoll geantwortet.
Der Autor schreibt im Vorwort:
Der Rummel, der heutzutage mit teuflischer Durchtriebenheit unter Ausnutzung aller modernen Hilfsmittel um die Sünde gemacht wird, hat viel zur Verwirrung der Geister beigetragen. Die Menschen denken überhaupt nicht mehr daran, daß die Sünde an sich schon moralisch häßlich, unerlaubt, unschicklich ist und im Widerspruch zu Gottes Geboten und den Forderungen des Gewissens steht.
So bleibt nur noch die verführerische Seite der Sünde: Lust, Vorteil, Befriedigung der eigenen Wünsche.
Übrigens neigt der Mensch auch ohne diese Verfälschung von Begriffen und Sitten zur Sünde, da er in ihr einen Vorteil zu sehen glaubt, der um so verlockender ist, je unmittelbarer und angenehmer er in Erscheinung tritt. Auf diese Weise gelangte schließlich der Begriff ‚Sünde‘ zur Bedeutung von Vergnügen, Lust und Wohlbehagen.
Man scherzt und spöttelt über die ’niedliche Sünde‘, über ‚rosige Sünden‘ über die ’süße Sünde‘, für die es ein ’süßes Heilmittel‘ gibt, ja man ist schamlos genug, von ‚Frauen, schön wie die Sünde‘ zu sprechen.
- Veröffentlicht am Sonntag 27. Oktober 2024 von Gotthard Media
- ISBN: 9783038060048
- 104 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur