Die bildende Künstlerin Jennifer Bennett schreibt in ihrem Buch Save über die Themenkomplexe Nation und Staat, Selbstorganisation, Entwicklung von großen Unternehmen (Corporations), Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen und indigene Bevölkerungsgruppen. Es wird darin exemplarisch, welche Rolle Einzelne in der Gesellschaft und im eigenen Umfeld annehmen, und ist auch eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem in eine Welt geworfen Sein, die von systemischen Aspekten bestimmt wird. Ein Ort, wo sich Klassen- und Rassenzuschreibungen nach wie vor auf das Zusammenleben auswirken.
Der erste Teil der Geschichte beginnt 2010. Die Hauptfigur, die Jennifer Bennett selbst ist, befindet sich im Dilemma der heutigen Zeitgenossen, dem Agieren in einem Apparat, der ihr zunehmend fremder wird. Sie verliebt sich in einen amerikanischen Musiker, dessen Visum für Deutschland bald abläuft. Zusammen entwickeln sie in Paris und Kopenhagen das Projekt „take care“, in dessen Zuge er seine Staatsangehörigkeit aufgeben und zum freien Kunstwerk erklärt werden soll. Die Beziehung zerbricht, zur Realisierung kommt es nicht.
Vier Jahre später tritt die Hauptfigur Jen eine Reise an, die sie durch Argentinien, Chile, Mexiko und die USA führt. Auf dieser Reise spricht sie mit Angehörigen indigener Gemeinschaften, wie den Mapuche in Chile, mit dem Philosophen Frithjof Bergmann, der in den 1970ern ein vielbeachtetes Buch über Freiheit geschrieben hat, sie besucht ein Ökodorf in Missouri, die Zapatisten in Mexiko und viele andere mehr. Sie trifft Persönlichkeiten, die sich aktiv in die Formen des gesellschaftlichen Lebens einmischen und versuchen, Grundlagen zu schaffen, um in Zeiten von Corporate Interests ein Dasein unabhängig von nur wirtschaftlichen Maximen zu ermöglichen. Am Ende geht es um einen Paradigmenwechsel. Was macht es möglich, Menschen und Dinge nicht in monetären Wertzuschreibungen zu verorten. Save gibt einen Blick auf Möglichkeiten, die bereits bestehen.
Mitglieder indigener Gemeinschaften können als Experten der Selbstorganisation betrachtet werden, da sie seit Jahrhunderten ein System von Räten und Vollversammlungen praktizieren und sich davon durch neue, ihnen übergeordnete Regierungsformen auch nicht abhalten lassen. Von ihnen können wir Selbstbewusstsein lernen und uns an Werte erinnern, die wir mit ihnen teilen. Der Wunsch nach unversehrter Nahrung, Lebensraum, Selbstbestimmtheit und Verbundenheit. Sie nennen es „we are all related“, auch die Quantenphysik kennt dieses Gesetz. Atome existieren und flottieren auf der Erde, die unser aller Heimat ist.
Detaillierte Liste der Interviewten:
Jennifer Bennett 1976 in Schaffhausen/Schweiz geboren, seit 2006 als Schweiz/Amerikanische Doppelbürgerin hauptsächlich in Deutschland lebend. Sie verfolgt eine konzeptuelle Praxis im Feld der visuellen Kunst, Performance, Musik und Text. In ihrer Kunst behandelt sie Fragen der Balance, der Verbindung von Kunst und Leben und der Auflösung von Grenzen. Das Persönliche und der Umgang mit verschiedenen Materialien spielen eine wichtige Rolle. 2009 stellte sie mithilfe von Künstlerfreundinnen und -freunden ihren Geburtstag im Golden Pudel Club in Hamburg aus, 2016 wohnte sie in der Galerie Dorothea Schlueter, wo gleichzeitig Skulpturen aus Keramik und Messing zu sehen waren. Jennifer Bennett ist in verschiedenen (Künstlerinnen)Gruppen aktiv, erhielt einige Preise und Stipendien und realisiert seit 2002 Austellungen, Lectures, Performances und Konzerte in Deutschland und im Ausland.
- Veröffentlicht am Freitag 16. September 2016 von TEXTEM VERLAG
- ISBN: 9783864851582
- 696 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur