Die Tür zum Hof

Erzählungen

von

Vom Fenster aus sieht sie in den Hof.
Der ist ja schon wieder kleiner geworden!
Sie hatte gedacht, dass ihre Kindheitswelt aufhören würde zu schrumpfen, wenn sie nicht mehr wächst, aber diesmal schien der Hof mit dem angrenzenden Garten und dem ehe-maligen Waschhaus wieder kleiner geworden zu sein. Das sah ja aus wie die Umgebung eines Puppenhauses! Und dabei war dieser Hof früher so riesig groß gewesen.
In ihm hatten sie als Kinder eine Menge Platz für alle möglichen Spiele.
Bei dem winzigen Gullydeckel in der Mitte spielten sie: „Fischer, Fischer, wie hoch steht das Wasser?“ Was für ein weiter Weg es bis zum rettenden Ufer war!
Oder dort hinten auf dem kleinen Rasenfleck war Platz für heiße Wettspiele.
Manchmal gab es auch harte Kämpfe. Wenn z.B. die geraubte Prinzessin befreit werden musste, die an der Teppichstange angebunden war…
Lene war ziemlich spät von hier weggezogen, so mit fünfundzwanzig. Aber noch mal so lange wohnt sie jetzt schon woanders. Es wird gar nicht mehr so lange dauern, bis sie selbst ein paar Größenzentimeter verliert – wahrscheinlich wird dann die Kinderheimat immer noch kleiner.
Sie beugt sich weit aus dem Kammerfenster, um die Tür zu erkennen, die vom Treppenhaus in den Hof führt.