Rissspuren

von

Mitten in der Nacht flüchtet der achtjährige Burkhard Van der Waiden aus dem Haus, getrieben von Ängsten, die er niemandem mitteilen kann. Seine Eltern sind zu sehr mit sich selbst und ihrem ewigen Ehekrieg beschäftigt, um sich um ihn zu kümmern. Die dörflich-katholische Welt, in der er aufwächst, empfindet er oft als rau und menschenfeindlich. Aber es gibt auch Lichtblicke: die Freundschaft zum Nachbarjungen Matthias etwa, mit dem er sich eine gemeinsame Fantasiewelt schafft. Oder das befreiende Erlebnis eines ländlichen Sommers nach der langen häuslichen Enge des Winters. Burkhard wächst heran und tastet sich allmählich heraus aus der Bedrückung durch Eltern, Kirche und Dorfgemeinschaft. Und dann ist das noch dieses frühreife Mädchen aus der Nachbarschaft, das seine Welt bald gründlich auf den Kopf stellt.
Dietmar Krug erschafft in seinem zweiten Roman kein dörfliches Idyll, aber auch keine Provinzhölle. Einfühlsam und bildkräftig erzählt er die Geschichte einer Kindheit und Jugend in der rheinischen Provinz der 60er- und 70-er Jahre. Dabei lässt gerade die Reduziertheit seiner Sprache eine beklemmende Spannung entstehen, der man sich nur schwer entziehen kann.