Danach ist davor

Parallelleben

von

Eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte. Einfühlsam in Szenen gesetzt.
Millionenfach erlebt …
Die Suche nach einer Antwort auf Fragen und Probleme rund um die Liebe.
Berührend!

DAVOR
Was heißt DAVOR? Diese Frage wäre bereits vor zwei Jahren schwer zu beantworten gewesen und ist heute umso schwieriger, als ich nicht mehr weiß, ob mein DANACH wirklich begonnen hat oder das DANACH in Wirklichkeit immer noch ein DAVOR ist und darüber hinaus mein vermeintliches DAVOR nicht längst durch ein DANACH überschattet war, das ich nicht sehen wollte.
Zur Vereinfachung definiere ich mein DAVOR einfach als Zeit vor der Trennung von meinem langjährigen Freund und das DANACH als Zeit nach dem 31. Mai 2009. Dies wird in der Folge wohl das Einzige bleiben, das völlig klar ist, denn schon der Begriff der Trennung erscheint mir beim Schreiben falsch.
War es eine Trennung von Jonas oder vielmehr ein Verlassen¬werden? Er hat mich in den letzten Jahren des Zusammenseins schleichend verlassen, so dass ich mich zuletzt trennen musste. Dies ist nun zwei Jahre her und noch nie waren zwei Jahre für mich so bedeutungslos und bedeutungsvoll zugleich.
Bedeutungslos, weil meine Bindung zu ihm nicht abreißt und bedeutungsvoll, weil ich so viel Schönes erleben durfte und mir wieder gerecht werden kann. Ich trage die Liebe des DAVOR in mir und erlebe das DANACH voller Gefühl und wieder frei und authentisch. Ohne Grenzen, aber mit Jonas als Maß aller Dinge, weil er mein gesamtes letztes Jahrzehnt des Erwachsenwerdens geprägt hat. Diese Prägung wurde mir oftmals nicht gerecht, weil Jonas mich in eine Schablone seines Lebens pressen wollte und ich mich darin eingefügt habe, bis ich fast unkenntlich wurde.
Dies ändert jedoch nichts daran, dass wir uns gegenseitig geprägt haben und unsere eigene Welt hatten, mit unseren Werten, unseren Ritualen, unserer Sprache und unserer Art, einander zu begegnen. All dies war so einzigartig, dass ich es hier festhalten möchte.
Es ist diese Einzigartigkeit, die mir fehlt und die ich nicht vergessen möchte.
Die weiteren Zeilen sind meine Erinnerungen an unsere Zeit, die mir noch heute die Wertvollste ist, die ich erleben durfte, und sie sind ein Tagebuch des DANACH und der Versuch, damit umzugehen.
Am 31. Mai 2009 setzte mein Leben aus, mein Lebensentwurf platzte und der Tag warf mehr Fragen auf als ich jemals werde beantworten können. Diese vielen Fragen sind eine Art Hintergrundrauschen geworden.
Ich war der festen Überzeugung, Jonas sei meine Antwort für das Leben, nun ist er die große Frage. So vermeintlich gewiss mein Leben mit Jonas war, so gewiss unbestimmt ist es heute. Ganz zu schweigen von der Zukunft, zu der mir heute nur das lapidare Sätzchen „alles geht, nichts muss“ einfällt.
Doch der größte Unterschied zum Leben im DAVOR ist die Tatsache, dass ich nun bewusster erlebe und bewusster erinnere und beides unendlich verknüpft ist.
Eine Zeit des Aufbruchs – schade, dass wir diesen nicht gemeinsam gewagt haben.